Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
1.1907/8
Seite: 509
(PDF, 135 MB)
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welche Ursachen zu gleicher Zeit in den gleichfalls a priori gegebenen
Raum verlegt und dort als Körper angeschaut werden. In den Reizen,
diesen dürftigen Empfindungen von in den Sinnen vorgegangenen Veränderungen
, liegt noch durchaus keine Andeutung auf die Anschauung ;
die Anschauung wird erst durch den Verstand, den Intellekt hervorgebracht
. Alle Anschauung ist daher nicht sensual, sondern inteliektual.!)

Diese Grundwahrheit einzuschärfen wird Schopenhauer nicht müde,
und in überzeugender Weise tut er das, wie z. B. die verwickelten Vorgänge
beim Sehen, das Einfachsehen des Doppelt-Empfundenen, das
Aufrichten des umgekehrt aufgenommenen Eindrucks und anderes mehr,
nur dann zu erklären sind, wenn als Hauptvermittler der Anschauung
der Verstand zu Hilfe genommen wird, der die Sinnesempfindungen
als Daten benutzt, um unter Anwendung seiner ihm ureigenen Tätigkeit,
von der Folge auf die Ursache zurückzugehen, als Ursache des Sinnenreizes
ein Objekt draußen im Räume anzuschauen. —

Aus der Tatsache einer Anschauung der Außenwelt ist also nicht
zu schließen, daß diese Anschauung als solche irgendwelche Realität
besäße; denn sie ist und bleibt subjektiv bedingt. Die Reife, das Material
der Anschauung, sind subjektiv, weil sie immer nur innerhalb des Organismus
, unter der Haut stattfinden; das Gesetz der Kausalität, das
formelle Prinzip, ist subjektiv als aprioriStische Gehirnfunktion. Die
Welt als Vorstellung hat somit kein selbständiges Dasein; sie ist nur
durch und nur für das Subjekt da, und in dieser gänzlichen Abhängigkeit
ist sie durchweg ideal.2) Wir nennen diesen Beweis der Idealität
den physiologischen.

Drittens endlich.* Das Kausalitätsgesetz ist einerseits eine a
priori unserem Intellekt angeborene Form, andererseits aber auch der
Ausdruck für das Wesen aller möglichen Klassen der Objekte, das heißt:
die besondere Art, darin der Satz vom Grunde in jeder besonderen Objektenklasse
erscheint, bestimmt auch den ganzen Gehalt derselben.
Am deutlichsten erscheint dies Verhältnis in der Zeit, rücksichtlich der
einzelnen Augenblicke, deren Gesamtheit eben die Zeit ausmacht. Hier
ist jeder Moment die Folge eines vorhergehenden, die Ursache des
folgenden. Eine beständige Sukzession von Zeitteilchen ist es, was die
Zeit und ihr Wesen konstituiert — und eben das und nichts anderes
ist es, was der Satz vom Grunde rücksichtlich der Zeit aussagt. Sukzession
ist das Wesen der Zeit, Sukzession ist die Gestalt des Satzes
vom Grunde in der Zeit. Und so auch in jeder anderen Objektenklasse.

„Wer den Satz vom Grunde, wie er im bloßen rein angeschauten
Raum herrscht, erkannt hat, der hat eben damit das ganze Wesen des

0 „Mens videt, mens audit, cestera surda et eoeea."

*) Sch.'s Werke, ed. Fr. Über das Sehen und die Farben § 1. Vierf. Wurzel
§ 21, p. 51. W. a. W. u. V. 1, p. 13 ff. W. a W. u. V. II. Kap. 2: „Zur Lehre von
der anschauenden oder Verstandeserkenntnis.


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