Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
1.1907/8
Seite: 549
(PDF, 135 MB)
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es ausschließlich mit dem Kausalitätsgesetz zu tun, und es hat somit
keinen Sinn, nach der Wirklichkeit eines Dinges außerhalb seines
Wirkens zu fragen.*) Denn die Erkenntnis der Wirkungsart eines angeschauten
Objektes erschöpft eben auch es selbst, sofern es Objekt,
d. h. Vorstellung ist, da außer dem für die Erkenntnis nichts an ihm
übrig bleibt. Insofern ist also die angeschaute Welt in Raum und Zeitf
welche sich als lauter Kausalität kund gibt, vollkommen real und ist
durchaus das, wofür sie sich gibt, und sie gibt sich ganz und ohne
Rückhalt als Vorstellung, zusammenhängend nach dem Gesetz der Kausalität
. Dieses ist ihre empirische Realität.

Weil das Kausalitätsgesetz es ist, das die Objekte untereinander
verbindet, darum haben diese empirische Realität: sie würden vollkommene
, absolute Realität haben, wenn das Kausalitätsgesetz auch über
das Reich der Erscheinungen hinaus die Objekte mit dem Ding-an-sich
verstände.--

Da das Kausalitätsgesetz, auf dem die empirische Realität beruht,
selbst der Erscheinung angehört, können wir mit einem Paradoxon
sagen: Die empirische Realität der Wrelt besteht in ihrer Idealität.

Außerordentlich klar und treffend widerlegt Schopenhauer die Einwände
, die man gegen die Idealität der Welt erheben könnte. **) Indessen
versteht es sich von selbst, daß das Dasein, welches durch ein Erkennendes
, durch ein Subjekt bedingt ist, ganz allein das Dasein im
Raum und daher das eines Ausgedehnten und Wirkenden ist: dieses
allein ist stets ein erkanntes, folglich ein Dasein für ein Anderes.
Hingegen mag jedes auf diese Weise Daseiende noch ein Dasein für
sich selbst haben, zu welchem es keines Subjektes bedarf. Jedoch
kann dieses Dasein Tür sich selbst nicht Ausdehnung und
Wirksamkeit, zusammen Raumerfüllung sein; sondern es ist notwendig
ein Sein anderer Art, nämlich das eines Dinges an sich selbst,
welches eben als solches nie Objekt, d. h. Vorstellung sein kann.

Es möge nun hier eine Stelle aus (^ankaras Kommentar folgen,
die auch für den Vedänta das Zusammenbestehen von empirischer
Realität und transzendentaler Idealität beweist, wie sie Schopenhauer lehrt.

***) „Jedes Wesen nämlich hat seine ursprüngliche Identität mit
brahman vergessen und hält nun das empirische „Ich" und „Mein" für
das Selbst und seine Eigenschaften. Dies ist so lange wahr, bis die
Erkenntnis der Einheit mit brahman erwacht. — Ganz wohl, aber doch
nicht darüber hinaus! Eine Strickschlange kann doch nicht wirklich
beißen, eine Luftspiegelung löscht nicht wirklich den Durst; und ebenso
ist es im Traume: das geträumte Schlangengift tötet nicht wirklich, das
geträumte Wasser macht nicht wirklich naß! — Gewiß nicht. Aber wie

*) W. a. W. u. V. 1, S. 47 a. a. O.

**) Vgl. Schopenhauer (ed. Grisebach) W. a. W. u. V. II, S. 12 13 u. ff.

***) P. Deussen: Das System d. Vedänta. (Leipzig, Brockhaus 1883) p. 291.

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