Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
1.1907/8
Seite: 559
(PDF, 135 MB)
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die Verstorbenen mit den Lebenden in Wechselbeziehung stehen, heute
noch fortlebt, hat Herr Gymnasialdirektor Dr. Drecrrsler-Zabrze am
28. Februar d. J. durch einen Vortrag in der Schlesischen Gesellschaft
für Volkskunde über das Leben nach dem Tode im Volksglauben
nachgewiesen. Er führte über dieses Thema nach einem Bericht der
Schles. Ztg. etwa folgende Ideen aus, welche wir mit eingeklammerten
Zwischenbemerkungen wiedergeben wollen.

Der Tod ist nach der Volksmeinung zunächst nur eine Hemmung
der Bewegungen des Körpers, der Tote hört, sieht, beobachtet noch,
nimmt innerlich an allem teil, kommt, dreimal gerufen, dem Wunsche
nach, sich zum Anziehen usw. beweglich zu machen, beantwortet scheinbar
Fragen, nimmt Krankheiten anderer mit ins Grab u. A. m. (Hieraus
ergibt sich, daß man das Fortleben und zeitweilige Belebtsein des toten
Körpers anzunehmen scheint, was eine mißverständliche Auffassung der
Wirkungen des noch mit der Leiche bisweilen zusammenhängenden
Astralkörpers zu sein scheint. Der Wahrheit schon bedeutend näher
kommt folgende Annahme des Volksglaubens, die sich, teilweise jener
widersprechend, an anderen Stellen findet.) Der Tote haucht allerdings
mit den letzten Atemzügen sein Leben aus; auch daß die Seele in
Mausgestalt entschlüpfe, ist volkstümlich. (Der Bericht der Schles. Ztg.
spricht irrtümlicher Weise von „Einschlüpfen.") Die Anschauung, daß
sie als Schatten weiter lebe, geht auf klassisch antike Vorstellungen
zurück, (welche hier vielleicht den germanischen Urglauben beeinflußt
haben, scheint aber weniger verbreitet zu sein.) Das Schließen der
Augen und des Mundes ist heute ein pietätvoll geübter Brauch, ob man
aber, wie der Vortragende meint, anzunehmen hat, daß man ursprünglich
damit die Seele am Entweichen hindern oder ein Auffangen durch
andere vermeiden wollte, das dürfte doch zu bezweifeln sein. Denn
andere Gebräuche suchen der Seele gerade das Entweichen zu erleichtern
; man öffnet die Türen und Fenster, man stürzt Stühle und
Gefäße um, läßt die Uhr still stehen, um die Seele ja nicht zu stören;
zu demselben Zwecke sagt man in Haus, Hof, Stall und Garten den
Tod an. (Man könnte fast zu der Vermutung kommen, daß diese Sitte
den Glauben an eine Beseelung von Tieren und Pflanzen zur Voraussetzung
habe, wenn man nicht andererseits annehmen will, daß sie der
abgeschiedenen Seele selbst gelte und auf einer alten Überlieferung und
der spiritistischen Erfahrung beruhe, daß manche Seelen zunächst ihre
Umwandlung im Tode nicht merken und noch glauben, weiter im
irdischen Leben zu stehen, während sie bereits in ein geistiges Dasein
hinübergegangen sind. In jedem Falle deuten alle diese Gebräuche auf
die spiritistische Anschauung von dem Sich-Loslösen des Astralkörpers
von dem irdischen Leibe hin und sie zeigen, daß der Volksglaube der
Wahrheit viel näher steht als die moderne materialistische Auffassung
von dem Stillstehen der Maschine im Tode.


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