Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
2.1908/9
Seite: 15
(PDF, 140 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1908/0022
— 15 —

scheut der akademisch gebildete Arztestand nicht vor den niedrigsten
Mitteln *) zurück.

Ist das menschlich? —

* •

Die Arzte wundern sich, daß das „Volk" und die Laien zu denken
beginnen und endlich danach streben, soviel Freiheit zu erlangen, daß
man nicht zwangsweise (z. B. durch Impfzwang!) seinen Leib den
Doktoren, seine Seele den Pfaffen, seinen Geldbeutel den Trusts und
Ringen in den Rachen werfen muß und dafür noch kniefällig danken soll.

Wofür etwa? Vielleicht für die Art und Weise, wodurch neue
Heilmittel erprobt und erfunden werden?

Von der Vivisektion der Tiere bis zu jener an Menschen ist nur
ein Schritt und er wurde tatsächlich bereits getan, wenn er auch noch
nicht „gesetzlich erlaubt ist." Waisenkinder, arme Leute in Hospitälern
und Gefangene werden gleich Versuchskaninchen „wissenschaftlichen
Experimenten" unterworfen, indem man ihnen Syphilis und Krebsgifte
einspritzt, um den Verlauf der Krankheit studieren zu können, bis endlich
„trotz rechtzeitig angewandter Heilmittel" ein qualvoller Tod eintritt.**)

Ein „Doktor der Medizin" bekennt ganz offen in einem medizinischen
Journal, daß in seinem Hospitale Kinder von armen Leuten zu solchen
Experimenten gebraucht werden, weil Kälber zu teuer sind.

Alles dies kann nicht mehr vertuscht und verleugnet werden und
doch wagt es die Ärztekaste, die Freiheit des Einzelnen zu knebeln, ja
Zwangsgesetze einzuführen, und lustig wird weiter mit allerlei Seras injiziert
, Quecksilber in Massen verschmiert und als diagnostisches Hilfsmittel
mit Tuberkulin geimpft, nachdem letzteres als Heilmittel so
jämmerlich Fiasko gemacht hat. Welche Folgen diese „diagnostischen
Tuberkulinimpfungen" eventuell zeitigen, darum kümmert sich keiner
der Ritter der Impflanzette, höchstens wenn einmal sein eigenes Kind
dabei drauf geht, fängt er zu denken an.

„Das sind dann die natürlichen Folgen des Wissensdurstes, (schreibt
Dr. med. Franz Hartmann) der die Grenzen überschreitet, die eine
wahre Religion uns zieht, und es gibt kein anderes Mittel, sie zu verhindern
, als daß die Wissenschaft von dem Lichte religiöser Erkenntnis
durchleuchtet wird."

Weil aber die „voraussetzungslose" Wissenschaft alles dem Zufall
zuschreibt und von höheren geistigen Gesetzen, die das Weltall und

*) Zum Bedauern der Ärzte beginnt in Deutschland das intelligente (wohl
auch zahlungsfähige) Publikum den „Kurpfuschern" immer mehr Vertrauen entgegen
zu Dringen als den Doktoren der Medizin. Nun soll es zum Gesetz erhoben
werden, daß die „Kurpfuscher" gestempelte Bücher bekommen, in welchen
sie gewissenhaft Name, Stand und Krankheit ihrer Patienten eintragen müssen;
diese Listen sollen alle 4 Wochen veröffentlicht werden, um die Patienten an den
Pranger zu stellen. Man sollte doch meinen, daß es jedermann freisteht, sich
nach freier Wahl einen Heilkundigen auszusuchen, und dann hat wohl niemand
das Recht, den Gesundheitszustand seines Mitmenschen an die große Glocke zu
hängen! Solche direkte Freiheitsbeschränkungen wollen die Ärzte dem Publikum
aufdringen, statt wie Dr. Schweninger richtig sagt, sich zu bemühen, ebensoviel
zu leisten wie die verhaßten Kurpfuscher. — Hätten die Kurpfuscher im Großen
und Ganzen nicht weitaus bessere Erfolge zu verzeichnen als die Schulärzte,
so würde das Vertrauen zu ihnen bald erschüttert sein! Zudem bedenke man, daß
die Kurpfuscher meist die „verfahrenen Fälle" der Doktoren gleichbringen sollen.
Bismarck, der große Kanzler, wußte sehr wohl, was er tat, als er sagte: „Wem
Gott und die Natur die Fähigkeit zum Heilen gegeben haben, dem darf
sie die Polizei nicht nehmen." Das deutsche Volk möge sich daher die
Kurierfreiheit nicht nehmen lassen.

**) Siehe n. a. W. Weressajew: Bekenntnisse eines Arztes.


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