Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
2.1908/9
Seite: 16
(PDF, 140 MB)
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Schicksal des Menschen regieren, nichts wissen will, so hält sie Ethik,
Moral und Religion höchstens für Gefühlssache, Herzensangelegenheit
des Einzelnen, und verfährt, wie aus obigen Beispielen ersichtlich, mit
dem „Krankenmaterial" — wie dies Wort schon klingt — nach ihrem
Gutdünken, d. h. in herzloser Weise.

Mit dieser Art von Heilkunst kann kein guter Mensch sympathisieren
und Prof. Dr. Nothnagel hat dies klar gefühlt, als er den Ausspruch tat:
„Nur ein guter Mensch kann ein guter Arzt sein."

Von diesem Ideal ist die heutige medizinische Wissenschaft, bis
auf einen geringen Bruchteil von Ausnahmen, sehr weit enfernt. Dr. med.
Franz Hartmann charakterisiert die moderne medizinische Wissenschaft
wie folgt: „Die ärztliche Wissenschaft ist im Sumpfe der materialistischen
Weltanschauung versunken und hat damit den Schlüssel zur Erkenntnis
des Wahren verloren. Ihr Gott ist der für sie seelenlose Körper des
Menschen, das Studium der darin auftretenden Lebenserscheinungen,
deren Grundursache sie nicht kennt und nicht kennen will, das höchste
Ziel ihres Strebens.

Dies ist die Folge der allgemein zunehmenden Entheiligung und
Entwürdigung der medizinischen Wissenschaft, in welcher Monstrositäten,
wie die Vivisektion, Impfzwang usw. Eingang gefunden haben, so daß
sie vielfach nur noch als Mittel zur Förderung des Ehrgeizes und zu
materiellen egoistischen Zwecken dient.

Für den wirklichen Arzt ist die Heilkunde eine göttliche Kunst
und eine heilige Wissenschaft, die zu keinem unedlen Zweck mißbraucht
werden soll und sich auch keiner verabscheuungswürdigen Mittel bedienen
darf, denn der Zweck kann das Mittel nicht heiligen, wenn es
an sich teuflisch ist. Der wirkliche — von Natur bestimmte — Arzt
betrachtet seinen Beruf als ein ihm zum Wohle der Menschheit und
nicht zum Zwecke der Beutelschneiderei übertragenes Amt, für den
Pfuscher, sei er nun als „Arzt" vom Staate beglaubigt oder nicht, ist
die Medizin aber („Heilpraxis") ein Erwerbszweig und nicht selten ein
Mittel zum Betrug. Der einsichtsvolle, erleuchtete Arzt kennt die Kraft,
aus der alle Kräfte entspringen, er wird Herr der Natur, indem er die
Naturgesetze kennt und denselben gemäß handelt; er hebt Krankheitsursachen
auf und damit verschwinden die äußerlichen Symptome derselben
. Der Pfuscher in seinem Eigendünkel bildet sich ein, die Gesetze
der Natur umändern und verbessern zu können, er, handelt gegen
die Natur und läßt den Kranken die Folgen davon büßen. Er richtet
sein ganzes Augenmerk auf die Unterdrückung äußerlicher Symptome
und ruft dabei mit seinen verkehrten (oder verkehrt angewandten)
Mitteln oft noch weit schlimmere, wenn auch vielleicht nicht sogleich
äußerlich sich zeigende Krankheitszustände *) hervor. Wer ohne eigene
Einsicht sich nur in dem Gedankenkreise bewegt, den andere ihm vorgezeichnet
haben, der erlangt schwerlich die Fähigkeit, das Wahre
selbst zu erkennen.

Dadurch ist die wissenschaftliche Scheinmedizin genügend gekennzeichnet
, aber man hat es trefflich verstanden, den Laien durch gelehrte
Phrasen und Aufwand1 eines ungeheueren Hilfsapparates von allerlei
Arzneien, Instrumentarien, mikroskopischen Präparaten u. dergl. zu

*) Z. B. Schmierkur und Quecksilberinjektionen bei Luesl Behandlung der
Frauenkrankheiten mittelst brennen, zwicken, schneiden, auskratzen und ätzender
Flüssigkeiten. Operative Krebsbehandlung, Abzapfen bei Wassersucht usw.


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