Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
2.1908/9
Seite: 18
(PDF, 140 MB)
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innerlichen wie äußerlichen Halt, nach einer Idee also, die seinem Dasein
Wert und Inhalt verleiht.

Vielfach ist er zu schwach oder in dieser Beziehung zu kenntnislos,
sie aus sich selbst und für sich individuell zu entwickeln. Mitunter ist
er auch zu müde zu eigener Arbeit in dieser Richtung. Daran muß er
erst wieder gewöhnt werden. Es ist bedauerlich, daß die Kultur uns
gerade in dieser Hinsicht beraubt. Sie setzt das Muß unserer Energie
herab, verhindert unsere Selbstzucht und täuscht uns vor, daß der Genuß
schlechthin unser Daseinszweck ist. Ein Kulturirrtum! Das Genießen
wird allmählich langweilig, wenn der Genießende sich nicht zu beherrschen
weiß; mehr noch, es richtet ihn zu Grunde. Auch der Genuß ist ein
Erziehungsmittel des Lebens. Die Kulturmüden unserer Zeit aber wollen
zunächst nur Ruhe. Ruhe im Gegensatz zur Aufgeregtheit des Tagestreibens
. Aber es darf dieser ablösende Zustand sie nur scheinbar, aber
nicht in Wirklichkeit zu sich selbst kommen lassen, denn sie wollen ja
über die Oede ihres Daseins hinweggetäuscht, möglichst gefällig hinweggetäuscht
werden. Sie werden zu ihrer Gewissensberuhigung unterstützende
Freunde künstlerischer Veredelungsbestrebungen, sie betätigen
sich auf sozialreformerischen Gebieten oder sie widmen sich den mehr
ethischen Aufgaben der Volksaufklärung im allgemeinen; jeder nach
seiner speziellen Ideenrichtung und nach seinem Vermögen.

Zweifellos haben alle die genannten Bestrebungen ein Ziel, dessen
Erreichung aufs innigste zu wünschen ist. Aber abgesehen von einigen
Ausnahmen wird doch zu wenig betont, daß die Herbeiführung einer
Aenderung der äußeren Verhältnisse mit äußerlichen Mitteln allein nicht
zu erreichen ist. Man übersieht vielfach ganz, daß es nicht damit getan
ist, wenn man dem Einzelnen ein schöneres Heim, eigenen Grund und
Boden, ausgedehntere soziale Fürsorge sichert. Will man den Wert
dieser Bestrebungen nicht bedeutend herabmindern, so muß man zugleich
, indem man auf ihre Ziele hinarbeitet, unablässig für die Erziehung
und Höherhebung derer sorgen, für die man tätig ist Es muß
in den Betrauten ein starker Fonds von sittlichen Qualitäten, vor allem
von Selbstbeherrschung herangebildet, es muß der Wissens-, der Erkenntnistrieb
aus seiner Latenz geweckt, es muß auf die in jedem
schlummernden Entwickelungsfähigkeit wieder und wieder hingewiesen
werden, will man nicht die Gaben schließlich in Hände legen, welche
deren Bedeutung überhaupt nicht zu würdigen wissen.

Alle in irgend einer Arbeit Tätigen erkennen das Notwendige solcher
Hinweise durchaus an, aber meist meinen sie ihrer entraten zu dürfen
in der Annahme, daß sich dies ohnehin jeder selbst sage. Sie überschätzen
darin die Mehrzahl sehr, Es ist weit bequemer, äußere Vorteile
sich darbringen zu lassen, als sie auch innerlich zu erringen und
sich ihrer wert zu erweisen.

Zum Glück beugt den Unzuträglichkeiten einer rein äußerlichen
Volksbeglückung die eingangs gekennzeichnete Sehnsucht nach einer
Verinnerlichung unseres Daseins vor. Sie äußert sich in dem Wiederaufleben
der Mystik und der okkulten Wissenschaften. Gewiß machen
sich heute noch auf diesen Gebieten Elemente breit, die im Trüben zu
fischen hoffen, es bestehen noch mancherlei Ungeklärtheiten, Unstimmigkeiten
; aber all das ist im Abklingen. Die besonneneren Betrachter, die
wissenschaftlich geschulten Beobachter kommen auf den Plan und beginnen
das Feld zu beherrschen.


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