Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
2.1908/9
Seite: 19
(PDF, 140 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1908/0026
Entgegen nun den im übrigen sehr wünschenswerten Reformbestrebungen
betonen die okkulten Wissenschaften eine Hinwendung an
das Innerliche des Menschen. Mit der objektiven Erforschung der Seelen-
zustände Dritter, wie sie im Mediumismus, im Somnambulismus, in den
mancherlei Ekstatikern zur Beobachtung kommen, ist unweigerlich eine
Beschäftigung auch mit der eigenen Psyche und ihren Äußerungen verbunden
. Man wird feinfühlender gegenüber ihren Regungen. Und dieses
Obachtgeben auf sich selbst bringt mit der Erkenntnis über sich naturgemäß
auch den Wunsch, bisher kaum beachtete Unarten, peinliche
Angewohnheiten usw. zu beseitigen. Das Studium der okkulten Wissenschaften
führt den einen früher, den anderen später zur Erkenntnis
seines wahren Wesens, zur Beherrschung seiner Fähigkeiten und zu
ihrer Betätigung in altruistischer Richtung. Denn jeder sucht vor dem
Urteil des anderen so vorteilhaft als möglich dazustehen.

Von allen okkulten Disziplinen, welche auch von der modernen
empirischen Forschung in gewissem Umfange beachtet und teilweise neu
begründet wurden, sind es zwei, die Chirosophie und die Physiognomik,
die auf das „Erkenne dich selbst" mit aller Entschiedenheit hinweisen.

Beide Künste erfreuten sich im Altertume hohen Ansehens. Aristoteles
war Verfasser einer ausführlichen Abhandlung über Physiognomik
sowie einer anderen über Chiromantie. Die von Alexander dem Großen,
Aristoteles Schüler, besorgte Übertragung des letzteren Manuskriptes ist
als Chiromancia Aristoteles bekannt und findet sich noch heute im
Britischen Museum. Das physiognomische System des Aristoteles bestand
lediglich in einem Vergleichen menschlicher Züge mit denen
einzelner Tiere. In kindlich-naiver Weise glaubte man aus einer etwa
bestehenden teilweisen Ähnlichkeit mit einem Löwen, einem Fuchse,
Wolfe u. a. Tierköpfen einen Hinweis auf Vorhandensein von Charaktereigenschaften
entnehmen zu können, welche man diesen Tieren zuschrieb
. Selbstverständlich verfehlte man nicht, sowohl für Physiognomik
als auch für die Chiromantie auf die Astrologie sich zu berufen. Jede
Deutung knüpfte an die Zueignung der einzelnen Körper- und Handteile
an bestimmte Planeten, an die Einreihung unter deren Einfluß an.

So blieb es auch im Mittelalter. Nur selten machte ein Forscher
den Versuch, Physiognomik und Chiromantie physiologisch zu begründen.
Und obwohl man der Chiromantie Lehrstühle an den Universitäten einräumte
, dachte doch kaum einer der dozierenden Professoren daran, der
Hand- wie der Körperformenkunde eine zuverlässigere Basis zu geben,
als die rätselvolle Astrologie sie bot. Für die Chiromantie bemühte
sich in dieser Hinsicht so ziemlich als einziger Rudolph Goklerius.
Doch sind dessen vergleichende Untersuchungen, obwohl ihnen s. Z. die
gebildete Welt Deutschlands mit Interesse folgte, der Vergessenheit anheimgefallen
. In neuerer Zeit war es dann der Franzose d'Arpentigny
und unser Landsmann Carus, welche die Chiromantie auf eigene Füße
stellten. Während d'Arpentigny sein Ziel durch Vergieichung zahlloser
Charaktere mit den ihnen zugehörigen Händen zu erreichen suchte,
ging Carus von der Tatsache aus, daß der Teil eines Ganzen immer in
einem gewissen Maße auf dieses Ganze hinweise. Er erinnerte daran,
daß der Zoologe aus dem Bau des Flügels, der Flosse, aus einzelnen
Knochen auf das Tier schließen kann, von dem diese Teile stammen.
Er betonte die innige Verbindung zwischen Gehirn und Hand und daß
sich zum mindesten die Passivität oder Aktivität des Geistes in der
Struktur der Hand ausspreche. D'Arpentigny gelangte durch seine ver-

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