Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
2.1908/9
Seite: 22
(PDF, 140 MB)
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Kenntnis praktisch zu verwerten. Zumal in den letzten Jahrzehnten hat
man gänzlich daran vergessen, daß unser Leib der Ausdruck der Seele
ist. Galt es diesen zu verschönern, so suchte man durch Toilettenkünste,
durch Mittel einer äußerlichen Kosmetik nachzuhelfen, wo es doch viel
einfacher und sicherer im Erfolge ist, durch geistige Erhebung veredelnd
auf den Körper einzuwirken. Es soll nicht geleugnet werden, daß nicht
auch eine schöne Gewandung den Eindruck der Gestalt verstärkt, sie
imposanter oder lieblicher erscheinen läßt, aber diese äußerliche Zutat
kann nie bestimmend sein für den seelischen Effekt, den zu machen
unwillkürlich Jeder bestrebt ist.

Die durch die Naturheilbewegung bewirkte stärkere Anlehnung und
Hinwendung zur Natur und mehr noch das wiederauflebende Verständnis
für die Mystik im allgemeinen schaffen mehr und mehr der Einsicht
Raum, daß es seelische Faktoren sind, denen wir die Sorge auch für
unser leibliches Wohl und Aussehen anvertrauen müssen. Man begreift,
daß man in dem körperlichen Bilde einen guten Spiegel hat, der einem
zeigt, wo der Hebel einzusetzen ist. Denn nicht darin beruht der Wert
von Physiognomik und Chiromantie, daß sie unsere Neugier über Dritte
befriedigen können, sondern vor allem darin, daß sie uns ungeschminkt
sagen, was und wie wir sind. „Der Geist ist alles; was du denkst, das
wirst du" sagt Buddha. Und Ruskin rät: „Mache dich zu einer Herberge
schöner Gedanken. Niemand unter uns weiß bis jetzt, denn noch
niemand hat es in früher Jugend gelernt — was für Feenschlösser wir
mit schönen Gedanken erbauen könnten, die gegen alle Widerwärtigkeiten
Sicherheit böten."

Befreien wir uns von trüben und peinigenden Gedanken, vermeiden
wir es, dem Hasten, dem Zorne Raum zu geben, fürchten wir uns nicht
vor Mißgeschick und Krankheit, denken wir hingegen Gedanken der
Liebe und Freude, bauen wir auf, anstatt wie sonst zu zerstören, und
bald werden unsere Züge sich zu unserem Vorteile verändern. Braucht
es der Beispiele, um diese Sätze zu erläutern? Wir alle haben es doch
wohl, wenn nicht an uns selbst, so an unserer nächsten Umgebung erlebt
, wie Schicksalsschläge einen Menschen fast über Nacht verwandeln
können und wie eben dieser Mensch wieder Farbe bekommt, heller
blickt, wie sich die Kummerfalten seines Gesichtes glätten, wenn er beginnt
, neue Hoffnung zu schöpfen.

Doch mit allgemeinen Ratschlägen ist nicht jedem geholfen. Denn
wenn auch die meisten ahnen, daß ihnen zur Vollkommenheit noch
vieles mangelt, so beruhigen sie sich nur zu oft über dieses Manko in
der Meinung, das werde sich schon mit der Zeit machen. Nichts aber
ist in diesem Falle bedauerlicher als das Sich-Zufriedengeben. Wie
anders würde man denken, wenn man einen Anhalt hätte zur Beurteilung
seiner Mängel, wenn man sich über sich selbst eingehend
orientieren könnte.

Solche Orientierungsmittel nun haben wir in der Chiromantie und
Physiognomik. Wenn wir uns nur einigermaßen in ihr Studium vertiefen
, so enthüllen sie uns bald unsere intimsten Eigenheiten; Eigenheiten
, deren Dasein wir gar nicht bemerkt hatten, weil ihre Äußerungen
uns nicht recht bewußt geworden waren. Wer dann sehen will, der
wird sehen.

Die beiden Disziplinen sind ein untrügliches Mittel zur Selbsterkenntnis
und als solche werden sie auch von jedem Theosophen gewertet
werden. Gewiß gibt es noch andere Wege, die uns über unsere


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