Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
2.1908/9
Seite: 39
(PDF, 140 MB)
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zurückzuhalten und berührt auch ihre Kleider nicht ohne ihre Erlaubnis."
— Dieses, sowie das plötzliche Lichtmachen bei Dunkelsitzungen soll,
wie er erklärt, es verhindern, daß die Moleküle wieder schnell genug
vereinigt werden, und es sollen alle Arten von Nervenleiden, Irrsinn und
selbst der Tod die Folge hiervon sein können.

Eines der merkwürdigsten Phänomene der Materialisation, das die
erfahrene Vertreterin des Spiritismus erlebt hat, vollzog sich in
Zusammenhang mit Kommunikationen einer Intelligenz, die sich als
Molie're bezeichnete. Die diesbezüglichen Berichte, die wir den Mitteilungen
der Verfasserin verdanken, sind so eigenartig, daß man sie
für einen gpirtistischen Moliereroman verwerten könnte. Es war nämlich
der einzige Zweck der Manifestationen Molieres und seiner Belehrungen
nach seiner Aussage, seine geliebte „Gattenseele" („Pärne epouse")
Marie G. in ihren Prüfungen, die sie ihm nähern sollten, zu stützen und
zu erheben. Er wollte deshalb auch keine Sitzungen mit weiterem Teilnehmerkreise
zulassen und wünschte, daß man sich nur auf Familiensitzungen
mit zwei oder drei Freunden, im ganzen 7 bis 9 Personen,
und zwar immer dieselben beschränke. Um das Medium nicht zu ermüden
, — da Materialisationen bei Licht sehr anstrengend für das
Medium sein sollen, — materialisierte er sich in der Dunkelheit und
sprach da nun des längeren mit den Zirkelsitzern, indem er ihre Fragen
beantwortete, so weit sie ihr irdisches Verständnis zuließ, denn, so sagte
er, „nur im Räume wird die Sprache des Raumes verstanden." Er bediente
sich zum Sprechen der Stimmbänder des Mediums, dessen Lippen
in kataleptischer Starre waren. Die Stimme war aber männlich und
kräftig. Seine Reden waren überaus erhaben, der Gelehrte hätte in allen
Wissenschaften von ihm lernen können. Sein Wissen war wirklich universell.
Um Beweise seiner Existenz zu geben, materialisierte er zwei oder dreimal
bei Licht seinen Kopf, seine Büste, seine Hände und zwar langsam,
damit die Anwesenden das Phänomen der Materialisation leichter erfassen
könnten, das mit Hilfe der lebenden Moleküle des Mediums sich vollziehen
soll. „Ich nehme ihm", sagte er, sein Fleisch und Blut". Trotzdem
sahen die Anwesenden das Medium Marie gebunden und im Tiefschlaf
neben ihm zwischen den sich leicht von selbst öffnenden Vorhängen
, zwischen denen Jean zu erscheinen pflegte. „Wir sahen seine
Züge sich bilden und seine Perrücke aus der Zeit von Louis XIV." „Die
größte Schwierigkeit machte", so meinte die Verfasserin scherzhaft, „die
Materialisation seines Schnurrbartes. Ein leichtes schwarzes Fluidum
schwebte längere Zeit, ehe es fest wurde und sich ans Gesicht anschloß (?).
Es ist schwierig für ein Medium, etwas herzugeben, über das es nicht
verfügt." (1)

In drei Se'ancen zeigte sich sein Oberkörper vollständig und diese
Büste hatte, so fanden die Anwesenden, eine frappante Ähnlichkeit mit
der Darstellung, die sich in der Comedie Francaise befindet. Die merkwürdige
„Intelligenz" frug diesbezüglich lächelnd:

„Finden Sie, daß ich meinem Bilde ähnlich bin?" Mehrmals sah
man auch nur eine mehr verschwommene Gestalt. Mitunter machte sich
die sich manifestierende „Intelligenz" auch nur fühlbar, derart, daß man
glaubte, ihre Hand zu fühlen. Meist war übrigens nur die Stimme
hörbar. Für das Medium, Maria, äußerte sie die innigste Zuneigung.
Wiederholt deutete sie auf sein fortdauerndes geistiges Verhältnis zu ihr
hin und meinte: „Marie, il y a deux cents ans que j'attends le reveii
de ton äme (Marie, 200 Jahre warte ich auf das Erwachen deiner Seele.")


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