Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
2.1908/9
Seite: 40
(PDF, 140 MB)
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Unter den Mahnungen, die Molifere den Anwesenden im allgemeinen
gab, war auch ein Hinweis auf die Notwendigkeit der Naturforschung.
Er sagte: „Erforschet die Natur! Ihr werdet darin alle Geheimnisse der
Vergangenheit und der Zukunft jedes Wesens finden. Und er fügte bei:
„Ihr braucht dazu keine Medien." (Schluß folgt.)

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IV. Belletristik.



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9. Wer war es? *)

6in mystisches Erlebnis.

Von Walter Rotbarth, Danzig.

Draußen ein schneeschwangerer Novembertag, dessen bleigrauen
Nebelhimmel die Sonne sich vergeblich zu durchdringen bemüht hatte.
— Ich saß in der trübseligsten Stimmung in meinem schlecht geheizten
Zimmerchen, dessen Decke auf meinen Kopf stürzen wollte — in so
beklommener Stimmung befand ich mich — war doch heute vor einem
Jahr mein Lieb aus dieser Welt geschieden.

An dem Nachmittage, der jenen verhängnisvollen Stunden, in denen
der Tod erntete, voranging, hatten wir uns beide auf dem Strome beim
Eislauf vergnügt, als Hertha plötzlich vor meinen Augen in die Tiefe
versunken war.

Ich war ihr sofort nachgesprungen; es war mir auch gelungen, sie
dem eiskalten Wasser wieder zu entreißen, aber ein heftiges Nervenfieber
hatte sie befallen, und sie war entschlummert, nachdem die Sonne kaum
dreimal ihren Tagesbogen beschrieben hatte. Ihr letzter Blick galt mir.

Ich hatte meine Hertha zu lieb gehabt; sie war mir teurer gewesen
als einer Mutter das einzige, letzte Kind. Ach, ich preßte noch einen
Kuß auf ihre kalten, bleichen Lippen und konnte nicht hindern, daß sie
mir der grausame Tod schon so früh entriß.

Seit der Zeit war ich rastlos umhergeirrt und konnte vor Seelenschmerz
nicht einmal arbeiten. Immer verfolgte mich Herthas Bild.
Ich klagte den Himmel an, weil er geduldet, daß mein Lieb schon so
bald von mir mußte, und befürchtete oft, daß Wahnsinn meinen Geist
umnachten würde, wenn mich nichts aus meiner Melancholie in das
Leben zurückrief.

Nun saß ich wieder einmal da und sann und grübelte. Was ich
aber in meinem Gehirn ausheckte, weiß ich eigentlich nicht mehr, doch
ich erinnere mich, daß ich auch stark meiner Toten gedachte.

Das Licht des Tages wich der Dämmerung, die Hertha und ich
immer so gern hatten......

Da umwehte mich plötzlich ein eisiger Hauch und ich spürte
wahre Grabeskälte. Ich glaubte, die Tür sei aufgegangen und stand auf,
um sie zuzumachen; doch sie war geschlossen, ebenso das Fenster.

Etwas wie milchiger Nebel befand sich inmitten des Zimmers. Ich
starrte ihn wie hypnotisiert an. Ein flüchtig schwankendes Gebild wie
unser Leben.

*) Der Verfasser verdankt den Stoff zu dieser Skizze den durchaus glaubwürdigen
Mitteilungen seines Freundes. Der Schluß ist indessen — den Tatsachen
vorausgeeilt. Anmerkung der Schriftleitung.


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