Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
2.1908/9
Seite: 51
(PDF, 140 MB)
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denke an das heutige Italien, — sich endlich doch dazu herbeigelassen
hat, den Phänomenen des Übersinnlichen näher zu treten und deren
große Wichtigkeit anzuerkennen, ebenso ist es auch genau besehen nur
das Verdienst der modernen Friedensbewegung, wenn die Kulturmächte
um die Wende des Jahrhunderts sich entschlossen haben, in Haag
Konferenzen abzuhalten, die für die Entwickelung des internationalen
Völkerrechts und für die Erhaltung des Völkerfriedens mit der Zeit —
qui vivra verra — von größter Bedeutung werden dürften.

Doch seien wir ehrlich und gerecht: alle derartigen, der sozialen
und geistigen Entwickelung der Menschheit dienenden großen Bewegungen
haben bekanntlich, namentlich im Anfang, auch ihre oft etwas bedenklichen
und schwachen Seiten; — Seiten, in denen die sie begleitenden
Gefühlsargumente nur allzudeutlich hervortreten und durch die sich der
Dilettantismus vieler ihrer Anhänger verrät. Es sind dies jene Seiten,
die der stets lauernden Spottlust der Außenwelt, den Witzblättern, zur
willkommenen Zielscheibe dienen. Denn wie der Okkultismus, wenn er
auf ernste Beachtung Anspruch erheben will, logisch und naturwissenschaftlich
geschulte Köpfe und wissenschaftliche Untersuchungs-Methoden
erfordert, so erfordert der Pazifismus, wenn er das leisten will, worauf
sein Ziel gerichtet ist, politisch reife Köpfe und ein politisch reifes
Programm. In beiden Bewegungen aber dürfte die Zahl der Köpfe, von
denen man sagen kann, daß bei ihnen die hier gekennzeichneten Erfordernisse
wirklich erfüllt sind, auch heute noch nicht gerade sehr groß
sein. Es darf auch nicht unerwähnt bleiben, daß in beiden Bewegungen
die Frauenwelt eine nicht unerhebliche Rolle spielt, ja daß sowohl im
Okkultismus wie im Pazifismus bedeutende Frauen einen großen, mehr
die Gefühlswelt betonenden Einfluß ausüben.

Ich habe hier besonders zwei Frauen im Auge, beide ungewöhnlich
begabt und beide mit ganzer Hingabe der hohen Aufgabe dienend, die
sie sich selbst gestellt haben. Aber wie verschieden sind diese Aufgaben
, denen jene beiden Frauen ihr Leben weihen I Die eine davon —
Mrs. An nie Besant — die gegenwärtige Leiterin der über die ganze
Erde ausgebreiteten „Theosophischen Gesellschaft" sucht in ihren Schriften
und Vorträgen den Menschen den Weg zu zeigen, auf dem sie zum
inneren Frieden, zum „Frieden in sich und in Gott" — wie Scheffel
sich ausdrückt*) — gelangen können, während die andere — Baronin
Bertha vo*n Suttner — seit einer langen Reihe von Jahren ihren Ruf:
Die Waffen niederI erschallen läßt und unter den zivilisierten Völkern
jenen Zustand herbeizuführen sucht, den Salisbury als den größten
Triumph der Zivilisation bezeichnet hat, den Zustand, in dem an die
Stelle der rohen Waffengewalt der gesetzliche Schiedspruch treten
würde. **)

Es haben sich also beide Frauen die schöne, echt weibliche Lebensaufgabe
gestellt, den Menschen den Frieden zu bringen. Nur denkt die
eine dabei an den Frieden im Menschen selbst, die andere an den Frieden
unter den Menschen. Das eine ist eine Aufgabe der Ethik und Metaphysik,

das andere eine politische Aufgabe.

* *
*

Trotz der großen Verschiedenheit der Ziele, die die hier betrachteten
beiden modernen Geistesbewegungen verfolgen, gibt es doch einzelne

*) Vergl. den Schluß des oben zitierten Gedichtes.
**) Vergl. oben das Zitat.

4*


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