Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
2.1908/9
Seite: 60
(PDF, 140 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1908/0067
- 60 —

Rückert sagt:

„Alles ist im Keim enthalten,
Alles Wachstum ein Entfalten."

Die Pflanze, d. h. die Psyche der Pflanze, handelt, wenn sie sich
der äußeren Umgebung anpaßt, Schutzorgane sich erbaut usw. ebenso verständig
von innen heraus als wie ein Mensch, der sich mit passenden
Kleidern, je nach der Zone, in welcher er wohnt, und mit zweckdienlichen
Werkzeugen versieht. Das „Sichanpassen", das „Umkonstruieren" sind
Kennzeichen, daß eine „Psyche" vorhanden ist, welche eben äußere Reize
sozusagen denkend aufnimmt und dementsprechend neue Organe sich
erbaut, die zweckmäßiger sind als die alten. So gut als der Mensch
nachdenken und beobachten muß, um seine Werkzeuge zu verbessern,
so gut tun es auch die Pflanzen. Und so wenig das „Oeffnen und
Schließen" des Verschlusses eines photographischen Apparates genügt,
um ein Bild zu erzeugen, falls keine lichtempfindliche Platte darin ist,
so wenig können äußere Reize ohne eine Psyche zur Anpassung
führen.

Wenn nun, wie schon Fechner und neuerdings France bewiesen
haben, Pflanzen beseelte Organismen sind, so sind es selbstredend die
höheren Organismen (und auch der Mensch 1) ebenfalls. Aber auch die
Krystalle zeigen Wachstum und Leben, und die organisierende Kraft im
Krystall ist ihrem Wesen nach eins mit den anderen organisierenden
Kräften im Weltall.

Kurz gesagt, wir gelangen zur uralten und grandiosen Anschauung,
daß vom Atom bis zur Zentralsonne *) alle Daseinsformen des formgebenden
, schaffenden und belebenden Geistes nicht entbehren können.
Er ist es, der ihnen Leben, Licht und Glanz verleiht; hört er in ihnen zu
wirken auf, so zerfällt das Atom, so gut wie der Mensch stirbt, oder wie
Sonnen erlöschen, wenn das „Wirkende" in ihnen sich zurückzieht.

Das erkannte auch Paracelsus, und für ihn wie für jeden wahren
Okkultisten gibt es sowohl im Makro- als auch im Mikrokosmos nichts
Unbeseeltes und Unbelebtes. Alles ist im Grunde genommen die Offenbarung
des einen Lebens.

Nun wird uns der zweite Grundpfeiler der Medizin des „Paracelsus"
klarer, die „Astronomia". Der Mensch ist eine Welt im Kleinen, in ihm
wirken dieselben Prinzipien wie im Makrokosmos. Alles ist fernwirkend
und wirkt wechselseitig aufeinander ein; die Gestirne haben ebenso einen
Einfluß auf uns wie Luft und Wasser, wie Pflanzen und Mikroorganismen.
„Astronomia**) ist also die richtige Erkenntnis des Ganges der „Gestirne"
im Menschen selbst sowie der Einflüsse, die von außen kommen. Damit
ist gemeint die Kenntnis der Kräfte, welche seinen innerlichen Organen
die Fähigkeit verleihen, ihre Funktionen zu verrichten.

Man darf dies nicht wörtlich, sondern soll es mehr bildlich auffassen.
Paracelsus wollte damit nur den einheitlichen, gesetzmäßigen Aufbau des
Mikro- und Makrokosmos und die gegenseitige Beeinflussung dieser,
sowie der Organe untereinander darlegen, so etwa wie wir in der Astronomie
von gegenseitiger Beeinflussung durch Gravitation sprechen, oder

*) Vergleiche G.W. Surya, „Moderne Rosenkreuzer" (Verlag Max Altmann,
Leipzig) und vom selben Verfasser „Ein Beitrag zum Phänomen der Gezeiten
-, Zentralblatt für Okkultismus I. Jahrgang (Verlag Max Altmann, Leipzig),
worin der Nachweis geführt ist, daß die Erde bewußt auf äußere Kräfte reagiert,
also auch beseelt sein muß!

**) Dr. Franz Hartmann: Die Medizin des Paracelsus.


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