Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
2.1908/9
Seite: 72
(PDF, 140 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1908/0079
— 72 —

Zeiten das Jahr vollendet, indem sie auf der Erde den Wechsel von
Nacht und Tag hervoruft. Wir erinnern uns sofort an Heraklit, bei dem
die Sonne als Wächterin des Jahreslaufes die Veränderungen zum Vorschein
bringt und die Hören, die alles bringen.

Die Annahme, daß die eigentümlich mystische Etymologie der
Namen Schattenlos und Beschattet sich mit Heraklit in Verbindung
bringen läßt, erhält ihre Stütze durch eine ähnliche heraklitische Etymologie,
die im Kratylus des Piaton (410 C ff.) angeführt wird und sich auf die
beiden im Griechischen gleich gebräuchlichen Namen für den Begriff
Jahr stützen, auf evmv%6g und hn$. Man muß die beiden Worte für den
Begriff daher zusammen betrachten, um zu wissen, was sein Wesen ist.

Man Sieht evmvi6g «= td ev eavtm (das in Sich Selbst) Und etog = td h&tfiv

(das Zurückkehrende). So ergibt sich erst der 6'Ao? Xoyog, das wahre Wesen:

daß das Jahr das in sich selbst Zurückkehrende ist.

Der hier zu Grunde liegende Gedanke, Jahr und Zeit sei dem Kreise
gleich in sich geschlossen, verweist ebenfalls auf Heraklit. Charakteristisch
für ihn ist auch die in diesen auf ihn zurückgehenden Etymologien
analog angewandte Methode. Sie zielt darauf ab, das, was der Sprachgebrauch
zerrissen hat, wieder herzustellen, den wahren, ursprünglichen
und zaubermächtigen, wesenerschließenden Namen zurückzuerobern.

Auch zwei andere wichtige Grundgedanken des Okkultismus finden
wir bei Heraklit. Seine ganze Lehre von der Sinnenwahrnehmung, von
der Sprache und vom Erkennen stützt sich auf sie. Heraklit betrachtet
das All wie seine Vorgänger Pythagoras und Anaximander unter dem
Gesichtspunkt des Analogieschlusses vom Großen auf das Kleine,
von formell abgeschlossenen Systemen auf andere ähnliche Systeme, vom
Makrokosmos auf den Mikrokosmos und umgekehrt, so daß ihm
Erkennen und Wissen nur Wiederschein des Logos im Menschen ist.
Das zweite Fundament seiner Philosophie bildet sein Interesse am Werden
und 6esd>ehen, die Betrachtung des Menschen als eines mesens, welches dieses Geschehen
in allem seinen Cun und Lassen nachahmt.

Wie die Studie „Pythagoras und Heraklit" treffend nachweist, hat
Heraklit seiner bekannten Lehre vom großen Fluß der Dinge auch das
große Beharren gegenübergestellt.

Auch die Inschrift im Tempel der Artemis enthält den Keim des
heraklitischen Begriffes vom Geschehen und Beharren, wenn man sie durch
die damals geläufige Analogie zwischen dem Großen und dem Kleinen,
zwischen Makrokosmos und Mikrokosmos mit dem System des Heraklit
verbindet.

Nach ihr schafft die allbezwingende Gottheit Tag und Nacht und
den Wandel der Jahreszeiten. Die beiden Namen für den Begriff Jahr
führten auf das in sich selbst Zurückkehrende, auf den Reigen der Hören,
welche alles bringen.

Dem irdischen Jahre aber entspricht das große Weltenjahr, das die
Pythagoräer als den Zeitraum bestimmten, in dem sämtliche Planeten
an die nämliche Stelle des Himmels zurückkehren und das dann in
späteren Zeiten bei den Stoikern von einem Weltenuntergang zum
nächsten dauerte, — in beiden Lehren erkennbar als jüngere Form eines
uralten Gedankens.

Die Geburt und den Tod des Menschen ins Kosmische zu übertragen
und auch das Entstehen und Vergehen der Welten, die ja selbst
immer wieder als Götter, also als Lebewesen, gedacht wurden, zu behaupten
, lag nahe und schon von Anaximander wissen wir, daß er eine


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