Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
2.1908/9
Seite: 83
(PDF, 140 MB)
Bibliographische Information
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Gefühl möglich war, die verschiedenen Gegenstände seines Schlafzimmers
zu unterscheiden. Buchanan selbst konnte diese Feinfühligkeit der Finger
an sich selbst nicht wahrnehmen, machte aber längere Zeit Versuche
mit seinen Studenten. Ein modern - wissenschaftlicher Akademiker
würde sich, da ja so viel Einwände gemacht werden können, mit der
chemischen Empfindlichkeit der Fingerhaut, der Möglichkeit autosuggestiver
Momente, selbst eingebildeter Meinungen, mit derartigen einfachen
Fragen gar nicht beschäftigen. Zum Glück war B. von solcher Kritik
aus Mangel der nötigen modernen Kenntnis nicht beeinflußt, sodaß er
den Grund zu einer der größten, d. h. folgewichtigsten Entdeckungen
zum geistigen und kulturellen Fortschritt machen konnte. Es zeigte sich,
daß von den jungen Leuten, die seine medizinischen Vorlesungen besuchten
, ein großer Teil für seine Experimente fähig war. In der ersten
Zeit wurden stark wirkende Arzneimittel, z. B. Brechwurz, Tollkirsche,
Sturmhut fest mit Papier umhüllt und den Untersuchungspersonen in die
Hand gegeben. Sie sollten dann die Gefühle beschreiben, welche ihnen
bemerkbar wurden. Nur ein Drittel seiner Zuhörer war ganz unempfindlich
für jeden Eindruck. Die anderen, sensitiveren, verspürten nach
kürzerer oder längerer Zeit die Wirkungen des festgehaltenen Arzneimittels
in derselben Weise, als hätten sie es innerlich genossen. Die
Wirkung wurde öfters so stark, daß der Versuch abgebrochen werden
mußte, da das Mittel zu starke Einwirkungen unangenehmer Art verursachte
. So hatte u. a. nux vomica (Brechnuß), ein Mittel, das Erbrechen
hervorruft, starke Uebelkeitserscheinungen und Würgbewegungen zur
Folge und es wäre zum Erbrechen gekommen, wenn das festgehaltene
Mittel nicht fortgelegt worden wäre. Bei späteren Versuchen wurde von
Buchanan statt der Papierumwickelung ein verkorktes Glasgefäß benutzt,
in das der Untersuchungsstoff gelegt wurde, um dadurch den Möglichkeiten
einer Ausdünstung und direkt durch die Haut erfolgenden Aufnahme
des medizinisch wirksamen Stoffes zu begegnen. Selbstredend
ist auch durch die sorgsamste Verdeckung undurchlässiger Stoffe, Glas,
Holz, Eisen oder sonstigem Metall, der Einwand direkter stofflicher Ueber-
tragung nicht auszuschließen. Wir wissen ja, daß elektrische Hochspannungsströme
durch Nichtleiter, trockne Holzstücke, Glas, Stein, am
Weiterschreiten nicht gehindert werden. Diesem Strome eingeschaltete
Stoffe verlieren eine gewisse Menge ihrer Substanz, wenn sie auch äußerst
gering ist und nicht gewogen werden kann. Der tierische oder menschliche
Magnetismus hat die gleichen Eigenschaften, was sich an vielen
Parallelen beweisen, resp. als äußerst wahrscheinlich demonstrieren ließe.
Professor Buchanan hat danach auch Krankheiten experimentell fühlen
lassen. Die Versuchspersonen empfanden gewisse Krankheitssymptome
an entsprechenden Stellen ihres Körpers, besonders schmerzhafter Natur,
oft auch Symptome, welche der Kranke nicht angab! Das hatte und hat
viele Gründe. Der Kranke hat sich, und das trifft besonders bei
chronischen Krankheiten ein, an seine Symptome so gewöhnt, daß sie
ihm nicht mehr zur deutlichen Empfindung gelangen, was ja auch die
Ursache der schweren Heilbarkeit chronischer, nicht fieberhafter Leiden
ausmacht im Gegensatz zu den schnell verlaufenden akuten Krankheitsfällen
. Bei anderen Gelegenheiten waren die gefühlten Symptome zusammenfassender
Natur und gaben, resp. geben damit einen Hinweis
auf den Ursprung der Krankheit. Somit war B. sofort klar, daß mit dem
Fühlen der Krankheitssymptome eine gewisse Befähigung verbunden
war, Krankheiten zu erkennen und zu behandeln.

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