Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
2.1908/9
Seite: 85
(PDF, 140 MB)
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sunkener Schätze aller Art zur Folge haben würde. Von politischen
Prophezeihungen wurde in einem ihr nahestehenden Kreise eine Vorhersagung
des deutsch-französischen Krieges und seines Ausganges verzeichnet
.

Wie Mme. Noeggerath wiederholt betont, war das, was die Teilnehmer
ihres Zirkels anstrebten, im Gegensatze zu einem Sportspiritismus,
dem das physikalische Phänomen besonderes Interesse bietet, der Verkehr
mit höheren Intelligenzen. Bekanntlich ist ja diese Richtung seit
längerer Zeit in weiteren Spiritistenkreisen überall hervorgetreten. Leider
hat sie soviele Absurditäten zur Folge gehabt, daß der Begriff Offenbarungsspiritismus
seit einer Reihe von Jahren das Entsetzen aller wissenschaftlichen
Kreise hervorrufen mußte. Ausgeburten der Phantasie
wurden von leichtgläubigen Kreisen als Offenbarungen hoher Intelligenzen
und seliger Geister hingenommen und man hat alle Mühe, dieser Manie
entgegenzutreten. Wie ich bereits früher konstatiert habe, ist eine Art
Offenbarungsspiritismus schon vor dem angeblichen Geburtsjahre des
amerikanischen Spiritismus in Quäkerkreisen hervorgetreten, in denen
mehrere Offenbarungswerke zirkulierten, bis schließlich die Aeltesten dieser
Verirrung entgegentraten.

Mme. Noeggerath, wie allerdings auch schon viele andere Spiritisten
vor ihr, betont in ihrem Werke, daß, um wirkliche treue Kommunikationen
höherer Intelligenzen zu erhalten, die harmonische Zusammensetzung
eines Zirkels, der sich in diesem Wunsche vereinigt,
und Sammlung und Vermeidung aller Störungen des Mediums Grundbedingung
sei. — Unter den Kommunikationen, die vom Zirkel der
Mme. Noeggerath erhalten wurden, spielen namentlich solche höherer Intelligenzen
eine große Rolle, die sich als Hohepriester des alten Indiens
bezeichnen. Sie materialisierten sich in der Regel mit einem Turban
und langen weißen Gewändern. In seltneren Fällen haben sie ihre
Kommunikationen und Instruktionen an die Zirkelsitzer über die notwendigen
Maßregeln für die Sdancen auch mit eigener Stimme, statt
mit der des Mediums gegeben. Die Kommunikationen, die sie durch
das Medium selbst den Zirkelsitzern boten, waren vielfach auch poetischer
Natur. Hiervon werden im Survie verschiedene Proben geboten. Ueber-
haupt enthält das Werk zumeist Kommunikationen dieser Intelligenzen.
Manche der Mitteilungen schrieben sie, so berichtet die Spiritistin, eigenhändig
in materialisierter Gestalt vor ihren Augen. (!) Die Hohenpriester
legten sich zum Teil eigenartige, nicht immer indisch klingende Namen
bei, wie Eham, Heroan, Liana. Einer nannte sich auch nur „der Orientale
", ein anderer Sakyamuni. (Hugo d'Al£si hat von einem, dem Priester,
der sich Liana nannte, ein mediumistisches Bild gezeichnet.) In ihren
Lehren wenden sie sich gegen den brahmanischen Geheimkultus und
treten für eine freiere, weniger exklusive Fortbildung der Religion und
des Okkultismus ein. Ferner verdammen sie auch in schärfster Weise
gewisse „magische" Experimente, die angeblich jetzt noch in indischen
Tempeln üblich sind und unglückliche schwache Menschen ganz unter
den Bann bösartiger Hypnotiseure bringen sollen.

Bekanntlich manifestiert sich auch in einem anderen spiritistischen
Zirkel bei dem General Noel in der Villa Carmen in Algier seit längerer
Zeit ein angeblicher indischer Hohepriester, der sich Bienboa nennt und
der von Prof. Charles Richet und Gabriel Delanne photographiert wurde.
(Annales des Sciences Psychiques. Nov. 1905, Revue Scientifique et
morale du Spiritisme. Nov. 1905 etc.)


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