Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
2.1908/9
Seite: 98
(PDF, 140 MB)
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biege, und zwar umso stärker, je stärker der unterirdische Wasserlauf
ist. Als Bedingung für ein Gelingen beim Gebrauch der Wünschelrute
gab v. Bülow an, daß die gabelförmige Rute in scharf gespannter Lage
mit nach oben gekehrten Handflächen und nach außen gerichteten
Daumen vor der Brust gehalten werde und daß der Träger der Rute
für das Quellenfinden „empfänglich" sei. Die Rute reagierte in den
Händen des Herrn v. Bülow immer über unterirdischen Wasserläufen,
sei es, daß er dieselben oberirdisch als Fußgänger oder im Wagen oder
im Expreßzuge passierte, sie hörte aber auf mit Anschlagen, sobald er
Gummischuhe anlegte; sie trat schwach wieder ein, wenn er die Gummischuhe
ein wenig befeuchtete. Eine Erklärung der Erscheinung vermochte
er nicht zu geben, wohl aber zeigten Bohrungen und Nachgrabungen
, sowie Zutagetreten frischen Tiefbrunnenwassers an, wie richtig
v. Bülow und seine Wünschelrute Wasser voraussagten.

„Suggestion, Okkultismus, Selbsttäuschung, mittelalterlicher Aberglaube
, Unsinn" etc. etc. waren die Antworten aus Physiker- und Technikerkreisen
auf die Publikation des Herrn v. Bülow, eine Erklärung der
unleugbaren Tatsachen wußte aber keiner der Gegner zu geben. Allein
der Entrüstungssturm begann etwas abzuflauen, als der bekannte Kleiderreformer
Dr. Jäger in Stuttgart und Professor Dr. Heim in Zürich die
Sache selber probierten, auf die bei Tieren hoch ausgebildete Fähigkeit
des Wasserwitterns hinwiesen, ebenso auf die in der Schweiz gewerbsmäßig
betriebene „Rutengängerei" (Ruethlemänner) und die historischen
Nachrichten über die erfolgreiche Anwendung der Wünschelrute in vergangenen
Jahrhunderten, und als gar der Geh. Admiralitätsrat und
Marinehafenbaudirektor G. Frantzius in Kiel Herrn v. Bülow zu Wasserbohrungen
berief und selber in unwiderleglicher Weise die Wirksamkeit
der Rute konstatierte und anwendete. Dr. Heim sprach die Ansicht aus,
daß, weil nur einzelne Personen mit der Wünschelrute Wasser zu finden
vermögen, der Erfolg nicht an der Rute liege, sondern an dem hierzu
befähigten Menschen. Das war aber gar nichts Neues, denn schon der
gelehrte Jesuit Athanasius Kirchner (gest. 1680) hat nachgewiesen, daß
nicht die Rute Wasser anzeige, sondern der Mensch, der sie trägt, denn
eine auf einem Zapfen leicht drehbare Wünschelrute reagiere niemals.
Frantzius und andere Techniker stellten zunächst außer den schon angeführten
Tatsachen Folgendes als ganz sicher fest: Das Vorhandensein
von tiefem Grundwasser bewirkt in gewissen Menschen irgendwelche
Nervenbewegungen, welch' letztere die in den Händen stramm gehaltene
Rutengabel zum lebhaften Auf- und Abwärtsschlagen bringen; in einem
Falle wurde ein kränklicher Rutengänger *) sogar von Starrkrampf befallen
. Die Rute schlägt auch aus beim Ueberschreiten einer Rohrleitung
mit rasch rinnendem Wasser, nicht aber über Rohrleitungen mit stehendem
Wasser und auch nicht über stehenden unterirdischen Wasseransammlungen
. Admiralitätsrat Frantzius vermutete, namentlich im Zusammenhang
mit der Tatsache, daß bei dem in Gummischuhen (also
elektrischen Isolatoren) steckenden Rutengänger auch über tatsächlich
vorhandenem Tiefgruna'wasser keinerlei Wirkung eintrete, es sei bei der
ganzen Erscheinung der Rutenreaktion die Elektrizität im Spiele, vielleicht

*) Dieser „kränkliche Rutengänger" dürfte unzweifelhaft nach Freiherrn
v. Reichenbach zu den hochsensitiven Personen zu rechnen sein. Hochsensitive
müssen aber nicht unbedingt kränklich sein; wie Reichenbach beobachtet hat,
können sich Hochsensitive auch bester Gesundheit und robuster Körperkraft erfreuen
.


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