Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
2.1908/9
Seite: 125
(PDF, 140 MB)
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Drei Darstellungsmittel der Mystik, welche ihrem Wesen nach
gleichwohl nur eines sind, müssen in diesem Zusammenhange hervorgehoben
werden, nämlich Symbol, Gleichnis und Rätsel. Das Wesen
aller drei hat Heraklit ausgesprochen, als er schrieb, der Gott in Delphi
sage nichts und berge nichts, sondern er deute an. Andeutung ist das
Symbol für den, der zu deuten versteht. Das auch dem Dichter geläufige
Gleichnis sagt und das Rätsel wieder birgt schon mehr; das eine
ist mehr exoterisch, das andere mehr esoterisch.

Das Symbol wurde dem Philosophen zum Kunstwort. Aus dem
Gleichnisse wurde ihm der Schluß von Aehnlichem auf Aehnliches,
die Beherrschung des Aehnlichen durch Aehnliches. Die großen Analogieschlüsse
vom Mikrokosmos auf den Makrokosmus und von diesem auf
jenen waren das wichtigste Rüstzeug des primitiveren philosophischen
Denkens, indem man z. B. Töne nach den ihnen entsprechenden
Seitenlängen, bald wieder hypothetische Planetenabstände nach den ihnen
entsprechenden Tonverhältnissen zu denken begann, benützte man praktisch
das, was man heute theoretisch als Sinnenvikariat bezeichnet und
als eine der wichtigsten Grundlagen exakter Wissenschaft erkennt und
untersucht.

Das mystische Rätsel hatte für den Philosophen eine noch vollständigere
Umbildung erfahren müssen. Die mystischen Rätsel sollten
und konnten erraten werden. Sie dienten dazu, das Erkannte in eine
Form zu bringen, aus welcher es nur wieder mit einem entsprechenden
Aufwand von Einsicht und Nachdenken entnommen werden konnte. So
war das Rätsel des Mystikers stets lösbar. Für den Philosophen verlor
es den Charakter dieser Lösbarkeit, indem es ihm zum Problem wurde,
zum Welträtsel oder zum Problem der Wissenschaft.

(Fortsetzung folgt.)

6. Freimaurerei — eine Religion der Zukunft.

Von Rudolf Schneider, Kaiserslautern.

(Schluß.)

Der heutige Lehrer der Mathematik vergißt vollständig, dem Schüler
klar zu machen, daß die ganze Mathematik, soweit sie mit Sinnen und
Intellekt erfaßt werden kann, nur eine Wiederspiegelung ewiger, geistiger
Prinzipien ist, von deren Kenntnis das ganze Dasein des Menschen und
die Erhaltung unserer ganzen Kultur abhängig ist. Mit der geradezu
lächerlichen Phrase aus dem Euklid'schen Dogma: „Ich glaube nichts,
als was mir bewiesen'werden kann" treten Lehrer nnd Schüler unserer
heutigen Mathematik vor die Oeffentlichkeit und vergessen dabei vollständig
, daß ihr eigenes Wissen keineswegs auf Beweisen, sondern nur
auf sinnlicher, also relativer Erkenntnis und auf Glauben beruht. Oder
sind diese heutigen sogenannten mathematischen „Beweise" etwas anderes
als Schlußfolgerungen, die sich auf sogenannte Axiome stützen? Und
sind die Axiome etwas anderes als reine Erkenntnis-Tatsachen unserer
sinnlichen Wahrnehmung, die wir als richtig annehmen (glauben), nicht
etwa, weil sie bewiesen sind, sondern weil sie auf Grund unserer sinnlichen
Wahrnehmung richtig zu sein scheinen. Ist nicht selbst die Erlernung
des Alphabetes reine Glaubenssache? Erinnern wir uns doch
einmal zurück an jene Stunde, da wir zum ersten Male die Volksschule
besuchten und der Herr Lehrer einen dicken weißen Strich au! die Tafel


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