Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
2.1908/9
Seite: 142
(PDF, 140 MB)
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bei einer zufälligen Versammlung von 13 Menschen einer unbedingt den Mächten
der Unterwelt verfallen ist. Der Aberglaube von der Zahl 13 taucht schon in den
ältesten Mythen des Menschengeschlechtes auf; er ist nicht etwa erst in der christlichen
Zeit auf Grund der Erzählung vom Abendmahl de3 Herrn entstanden, bei
dem neben dem todgeweihten Erlöser die zwölf Apostel zugegen waren, sondern
er findet sich schon in der nordischen Mythologie, wo sich Loki, der Gott des
Bösen, zu den zwölf Lichtgöttern an den Tisch setzt und dann Baidur, den Gott
des Frühlings, tötet. Der Aberglaube lebt auch in den alten indischen Sagen, und
in dem alten Zahlensystem der Juden ist der Buchstabe, der die Zahl 13 bedeutet,
zugleich das Symbol des Wortes „Tod". Durch die gesamte Volkskunde schreitet
so die Zahl 13, mit wenigen Ausnahmen, als ein dunkles Fatum und wirkt so auch
im modernen Leben fort. In vielen amerikanischen Wolkenkratzern folgt auf das
zwölfte sogleich das vierzehnte Stockwerk; bei Häusernummern hilft man sich vielfach
mit der Zahl \2lj2 statt 13. In Deutschland soll es mehr als 500 Hotels geben,
in denen die Nummer 13 vermieden ist. In manchen Theatern, wie z. B. in der
Turiner Oper, gibt es keinen Sitz mit der verhängnisvollen Ziffer. Die Türken
haben das Wort 13 aus ihrem Wortschatze ausgemerzt; die Italiener verwenden die
Zahl niemals bei ihren Lotterien; in Paris und anderen großen Städten gibt es sogenannte
„Vierzehner", nach denen man schickt, wenn sich zufällig in einer Gesellschaft
13 Personen zusammengefunden haben. Die Fälle, in denen die Zahl 13
ihr furchtbares Opfer gefunden hat, sind Legion. Nur eine Geschichte sei angeführt
, die sich bei einem Künstlerdiner des großen Malers Millais ereignete, und
deren Opfer der bekannte Dichter Matthew Arnold geworden sein soll. Man hatte
sich zu Tische gesetzt, da entdeckten einige Furchtsame, daß es 13 Gäste waren.
Arnold aber lachte und rief übermütig aus: „Es geht ja wohl der Glaube, daß derjenige
innerhalb des Jahres stirbt, der zuerst vom Tische aufsteht. Nun, mit Erlaubnis
der Damen, wollen wir dem Schicksal einen Schabernack spielen. Zwei
Freunde von mir, starke, gesunde Burschen, und ich werden zugleich aufstehen
und so dem Tode die Wahl schwer machen." Sechs Monate später, so endet die
Geschichte, starb Arnold plötzlich an einem Herzfehler; wenige Tage darauf wurde
der eine seiner Freunde tot im Bette aufgefunden, einen Revolver in der erstarrten
Hand, und fast zu derselben Zeit mußte der dritte, der damals dem Schicksal getrotzt
hatte, bei einem Schiffbruch sein Leben lassen. Freilich gibt es auch Sonderlinge
, die, im Gegensatz zur Allgemeinheit, die Zahl 13 für besonders glücklich
halten, und denen sie auch Glück bringt. 13 soll zum Beispiel Richard Wagners
Lieblingszahl gewesen sein; sie spielt in seinem Leben eine gewisse Rolle. Er ist
1813 geboren, hat 13 Buchstaben in seinem Namen, komponierte 13 Opern. „Tannhäuser0
wurde am 13. April beendet und zum erstenmal am 13. März gespielt. Am
13. Februar ist er gestorben. Das Pontifikat Leos XIII. war eines der längsten und
großartigsten in der Kirchengeschichte. 13 war die heilige Zahl der alten Bewohner
von Mexiko; ihre Woche hatte 13 Tage und sie hatten 13 Götter. Die Maschine
1313 der Baltimore- und Ohio-Eisenbahn hatte besonderes Glück, usw. Immerhin
sind das nur seltene Ausnahmefälle, mit denen der neckische Kobold des Zufalls
die arglosen Menschenherzen äfft und die Professor Davis Theorie nicht erschüttern
können."

Man sieht, das vorliegende Tatsachenmaterial spricht doch deutlich genug
von der mystischen Beeinflussung durch die Zahlen und nur die materialistische
Oberflächlichkeit kann es zu stände bringen, hier noch von „einem Aberglauben
der Zahl 13" zu sprechen.

Ein weiteres Beispiel für die Zahlenmystik liefert auch folgender, uns aus
Kempten in Bayern zugegangener Bericht:

Die Zahl 6 spielt in einer hiesigen Familie eine seltsame Rolle. Dem Gastwirt
Baierl in Pichl wurde dieser Tage ein Mädchen geboren, das an jeder Hand
6 Finger hat. Diese Kuriosität ist um so auffallender, als Baierl schon drei Knaben
hat, die an jedem Fuße 6 Zehen haben. Auch ein Bruder Baierls hat an einem
Fuße 6 Zehen.

Da jeder Mensch in, bezug auf die Beeinflussung durch die Zahlen seine
eigenen Erfahrungen gemacht hat oder sehr leicht machen kann, wenn er nur sein
Augenmerk ernstlich darauf richtet, so erscheint uns die Bitte an die verehrten
Leser ganz gerechtfertigt, uns durch freundl. Mitteilung solcher Betrachtungen ein
Material an die Hand zu geben, das die Grundlage zu einer interessanten, dieses
Gebiet behandelnden Arbeit, die in dieser Zeitschrift zum Abdruck gelangen wird,
bieten soll. Die Schriftleitung.


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