Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
2.1908/9
Seite: 155
(PDF, 140 MB)
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satze hierzu bei der Illusion um eine entweder künstlich herbeigeführte
oder auf Grund krankhaft erregter Einbildungskraft entstandene gefälschte
Gestaltnahme eines realen und gegenwärtigen Objektes handelt.

Ich gehe nun zu dem über, was ich falsche Halluzination nenne.
Diese wäre für mich diejenige, welche behufs Täuschung sich nicht den
uns geläufigen physischen und physiologischen Gesetzen gemäß verhält
und daher die Annahme gestattet, daß sie den Gesetzen einer anderen,
einer extraphysiologischen und hyperphysischen Realität gehorcht und
welche somit die ausnahmsweise und anormale Manifestation jener
Realität wäre. Kurz, die falsche Halluzination wäre eine bloß hypothetische
Halluzination und in Wahrheit eine spezielle Sinnenempfindung
höherer Ordnung von, wenn nicht in allen, so doch in vielen Fällen,
charakteristischer Evidenz.

Behufs besserer Verständigung genehmige der geduldige Leser ein
Beispiel.

Wenn ich sehe oder zu sehen wähne, daß eine Person die Türe
meines Schlafzimmers öffnet und eintritt, so kann dies sehr wohl eine
Halluzination sein, wenn nicht andere sinnenfällige Beweise mich bestimmen,
diesen Gedanken auszuschließen. Aber wenn ich sehe oder zu sehen
glaube, daß eine Person durch die geschlossene Türe hindurch in mein
Zimmer «eintritt, so habe ich einigen Grund, daran zu zweifeln, daß es
sich um eine Halluzination handle, weil dies unseren Erfahrungsgesetzen
in Bezug der Undurchdringlichkeit fester Körper gegenüber zuwiderläuft
und somit unserem Gesichtssinne keine der empirischen Welt entnommene
Wahrnehmung, ihn richtig täuschend, vorgeführt wird.

Ein anderes Beispiel: Wenn ich eine Person als dichten Körper vor
mir sehe, so mag es sich um ein halluzinatorisches Gedächtnisbild
handeln; sehe ich sie dagegen als einen durchsichtigen Körper, so ist
es unserer Erfahrungslogik gemäßer, sie für keine Halluzination, sondern
für die anormale Wahrnehmung einer physischen Realität anderer, von
der uns bekannten verschiedenen Ordnung zu halten. Kurz: für ein wirkliches
, obgleich — nach den Worten des Aristoteles, „mittelst eines
inneren Aktes des Gesichtssinnes" zustande gekommenes Schauen, aber
keineswegs für ein imaginäres.

Man wird mir entgegnen, dergleichen sinnlose Vorstellungen durchweben
auch unsere Träume und es läßt sich auch mit offenen Augen
träumen. Darauf antworte ich: aber gerade das Sinnwidrige gewisser
Träume veranlaßt mich, in denselben das — ich möchte sagen — subjektive
Abbild einer anderen Weise des Seins und Fühlens, eine innere
zerfließende und schattenartige Spiegelung einer anderen Objektivität,
eines anderen gelebterl und wieder auftauchenden Lebens, einer anderen
Existenzform, der rein animischen des inneren Menschen Svedenborgs,
zu erblicken.

Es ist selbstverständlich, daß bei Besprechung der obigen Fälle die
Nichtkenntnis der psychischen Phänomene vorausgesetzt wurde, da deren
praktische oder auch nur theoretische Kenntnis eine spezielle Halluzination
mit abnormen Kennzeichen hervorrufen könnte. Ich will anmerken,
daß die wirklichen pneumatischen Erscheinungen sich zuweilen ganz
wie lebende Menschen und unseren Gesetzen gemäß benehmen, vielleicht
in der Absicht, uns übermäßiges, gesundheitsschädliches Erschrecken
zu ersparen. Z. B. die Türe öffnen, ehe sie eintreten, oder in uns
die doppelte optische und akustische Sensation des Aufgehens der
Türe und des Geräusches der sich drehenden Angein veranlassen,


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