Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
2.1908/9
Seite: 172
(PDF, 140 MB)
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  (z. B.: IV, 145, xii)



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Forschen und die Größe der Persönlichkeit, welche in ihren Systemen
zum Ausdrucke kam, steht, wie tieferes Eindringen zeigt, nicht im Widerspruche
damit, dass sie allesamt nur Cräger einer grossen, aud) beute noch fortdauernden
Cradition sind, welche von einer Einheit berichtet, der jene Männer
noch näher standen, der sie die Mannigfaltigkeit ihrer Gedanken und
Darstellungsmittel entnahmen und für die der Reichtum und die Fruchtbarkeit
ihrer Lehren ein dem Kundigen verständliches Zeugnis ablegt.

IV.

Ulir haben jetzt in den überlieferten alteren philosophischen Systemen der Griechen
den mystischen Einschlag zu bestimmen.

Das System des samischen und später krotoniatischen Philosophen
Pythagoras bildet naturgemäß das Bindeglied zwischen ältester Mystik
und erster, ins Wissenschaftliche hinüber verweisender Philosophie.

Die Eebre des Pythagoras ist ein in sid) abgerundetes, im Wesentlichen vollständiges
mystisches System. Es gibt wenige mystische Grundlehren, welche
nicht deutlich darin anklingen würden. Das wissenschaftlich Wertvolle
ist zu dem Mystischen trotz seiner hohen Ausbildung noch nicht in
Gegensatz getreten.

Mit einer Reihe von Schlagworten, deren jedes im Zentrum eines
mystischen Gedankenganges steht, können wir die pythagorische Mystik
skizzieren. Die Stufenfolge der Wesen, *) die Seelenwanderung lehrt
Pythagoras. Nach ihm ist der Körper das Gefängnis, in das die wandernde
Seele gebannt ist, er fesselt sie an das Leben und er ist ihr Grabmal;
denn tot ist sie für das Göttliche, solange sie in ihm weilt. Er ist ein
Wahrzeichen für ihre Verstrickung in den Wandel der Wiedergeburt.

Pythagoras lehrt aber auch die Erlösung der Seele aus dem Kerker,
die Auferstehung aus dem Grabe, die Befreiung von dem Fluche ewiger
Wiederkehr. Diese bewirken die Weisen wie Pythagoras, indem sie mit
Hilfe der ihrem Wesen und der Natur der Dinge angemessenen Harmonik
durch Erkenntnis und rechte Gedanken zum Handeln und zu
rechtem Tun gelangen. In ihnen allein kann sich der Makrokosmus
wirklich in seiner ganzen Vollkommenheit widerspiegeln.

Wenn aber der Mensch sein Wesen nicht erfaßt, wenn er statt des
Vollkommenen Mangelhaftes fördert, wenn er sich an der Weltordnung
versündigt, dann kommt zum Bösen Böses, und zurückgeworfen in den
Wandel der Wesen, büßt seine Seele auf langen, mühevollen Pfaden ihre
Verirrung.2) Darnach richte sich das menschliche Leben.

Der Mensch ist unter den Wesen das vollkommenste Abbild der
Welt, denn Himmel und Erde sind eine einzige Harmonie3), die der
hört, dem sich das Wesen der Dinge erschlossen hat.

Dem Pythagoras ist die Welt Wirksamkeit der Gottheit, und Pythagoras
selbst ist gewissen legendären Verheißungen zufolge der Erlöser,
der von einem Volke zum anderen reist und allen das Licht seiner Lehre
bringt. Als Jüngling wird er in dem Heiligtume der Gottheit von
niedrigen Mächten zurückgehalten, dann erklimmt er den Himmelsberg
gleich der Sonne, steigt von ihm wunderbar hernieder, tritt zu den Fährleuten
in den Nachen und lenkt ihn insgeheim in das Land der Verheißung
. Die Epiphanie des Erlösers wiederholt sich in jedem Welten-

') Vgl. Zentralblatt für Okkult., II. Jahrg. Nr. 1, S. 27: I. der Fünferschemen.
2) Vgl. Empedchles Fragm. 115, V. 9 fi. bei Herrn. Diels „Die Fragmente an
Vorsokratiker« (Berlin 1903), p. 217.

s) Hippol. Phil. II, 2, Diels »Demographie graeci, Berolini, 1879, 555, 20.


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