Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
2.1908/9
Seite: 173
(PDF, 140 MB)
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jähr und er geht in dem Feuer unter, aus dem er sich wieder erhebt.

Denn er ist der Eogos oder das Wort der Gottheit, das die Cebre des Teiles verkündet,
er befiehlt den Fischern, die stummen Fische, die kleinen Erdengötter,
die in das Netz der Wiedergeburt verstrickten Menschen zu langen, und
die Fischer sind die Jünger, mit deren Hilfe er, so wie die Sonne in den
zwölf Monaten des Jahres auf der Ekliptik den Himmel durchmißt, seine
große Sendung innerhalb eines Weltenjahres beschließt.

Die Erde dachte Pythagoras als Gestirn nach der Analogie der
Planeten und seine fortgeschrittenen geometrischen Kenntnisse machen
es sehr wahrscheinlich, daß er allen diesen Weltkörpern Kugelform gab,
umsomehr, da er die Kugel als vollkommensten Körper betrachtet. Aber
alle seine Wissenschaft macht Pythagoras zur Mystik und schließt
durch Symbolisierung der gesamten Welt, die er als große Harmonie
erfaßt, jeden Widerstreit zwischen seiner Wissenschaft und
Mystik aus.

Doch steht im Zentrum aller seiner symbolischen Gedanken nicht
das mythologische Symbol, nicht das Wortsymbol, sondern die Zahl,
und in einem weit umfänglicheren und tieferen Sinn, als dies bis jetzt
bekannt und anerkannt ist, beruht das System des Pythagoras auf der
Zahlensymbolik. Denn die Pythagoräer stimmen alle darin überein, daß
der Meister aus seinem Namen sich selbst als Tetraktys j), die Tetraktys
aber als die lüurzel der unvergänglichen Hielt und seine Lehre und Sendung
aus seinem Namen als Zahlensymbol bewiesen habe.2)

Die Lehre des Heraklit verhält sich scheinbar vollkommen anders.
Es klingen zwar auch in ihr mystische Grundlehren an, doch hat das
wissenschaftlich Belangreiche schon einen großen Einfluß ausgeübt.
Eine Seelenwanderung finden wir bei dem Ephesier nicht, da ihm Leben
und Sterben zunächst nur physikalischen Sinn hat: es ist für ihn ein
kosmisches Geschehen, das wir stets vor Augen haben, die Seele ihrem
Wesen nach ein Teil des Urfeuers. Als Anklänge an die Stufenfolge der
Lebewesen bei Pythagoras kann man nur die mehr moralisch gefaßten
Abstufungen zwischen bestimmten Wesen auffassen, so zwischen Gottheit,
Mensch, Affe und dgl.3) oder zwischen Gottheit, Mann und Knabe, wenn
Heraklit sagt: „Kind heißt der Mann der Gottheit, wie der Knabe dem
Mann." 4) Das Geschehen im Weltall überragt wohl auch noch bei ihm
Dike, die Göttin des Maßes und der Gerechtigkeit, „denn die Sonne
wird ihre Maße nicht überschreiten; ansonst werden sie die Erinyen, der
Dike Schergen, ausfindig machen".5) Aber ein ander mal steuert der
Blitz das Weitall (tä ae Tzdvua oiaxfcei xegawos) 6), sodaß die Ursache
des Geschehens in der unablässig bewegten Natur des Feuers liegt; sein
Erglimmen und sein Verlöschen sind die Maße der Weltordnung. Doch
der harmonische Ausgleich der widerstrebenden Elemente, in dem jedes
Weltenjahr von dem nächsten trennenden Weltuntergang im Feuer, wie
wir es oben für Pythagoras erwähnten, findet sich wieder bei Heraklit

') Mystische Vierheit.'

2) Eine Darstellung der Zahlenmystik, durch die erst die Entwicklung
der pythagorischen Lehre aus dem Prinzipe der Tetraktys
möglich wird, folgt vielleicht an anderer Stelle.

3) Fragment 82, 83 bei Diels.

4) Fragment 79.
•) Fragment 94.
6) Fragment 64.
0 Fragment 30.


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