Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
2.1908/9
Seite: 175
(PDF, 140 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1908/0182
— 175 -

wurden. Da aber nad) der mystischen traditio«, der wir auch bei Reraklit begegne«,
die menschliche Stimme als Eogos das Abbild der unendlichen lUelt war, die man mit
ihr in den Worten nachbilden und auf 6rund der Bedeutungen dieser Uüorte beherrschen
konnte, musste die Zerlegung der Worte in Buchstaben für die fllystiker die Zerlegung
der Hielt in deren einfachste Bestandteile sein, wie wir beute sagen würden, in deren
Glemente.

So waren im engsten und ursprünglichsten Sinne des Wortes die
Buchstaben den Alten zugleich Zahlen und zugleid) Elemente nicht nur der Worte,
sondern auch der Dinge. In der Logoslehre des Heraklit ist uns noch ein
Denkmal von jener Auffassung der mystischen Tradition erhalten, in
welcher der Zauber zunächst an das Wort anknüpfte. Bei Pythagoras
macht sich der andere Pol dieser Mystik geltend; die Zahlen, die zugleich
Buchstaben sind, sind die Elemente der Dinge. So hängen die
Systeme des Heraklit und des Pythagoras wirklich auch ihrem innersten
Wesen nach miteinander zusammen. (Fortsetzung folgt.)

9. Eine Studie über Goethes okkulte Weltanschauung.

Von Wilhelm Gessmann jun., Graz.
Experto credite. (Vergil, Aeneis XI. 283.)

Wenn wir schon den „Faust" als das mächtigste Zeugnis einer
übersinnlichen Weltanschauung Goethes betrachten können, so fehlt uns
doch darin der rein individuelle Ausdruck einer solchen Philosophie.
Deshalb will ich heute einige Stellen zitieren, in denen Goethe seine
persönliche Meinung über okkulte Dinge ausspricht.

So schreibt er in einem Brief an Wieland über Frau von Stein:

„Ich kann mir die Bedeutsamkeit — die Macht, die diese Frau über
mich hat, anders nicht erklären als durch die Seelenwanderung. — Ja,
wir waren einst Mann und Weib! — Nun wissen wir von uns — verhüllt
, in Geisterduft. — Ich habe keinen Namen für uns — die Vergangenheit
— die Zukunft — das All."

Diese kurzen Zeilen stellen uns Goethe als einen ernsten Anhänger
der okkult-philosophischen Weltanschauung dar, ja sie enthalten, kann
man sagen, den größten Teil seines Glaubensbekenntnisses.

Auch die Anschauung von der Einheit der Seele mit dem „All"
ist in dem Satze:

„Ich habe keinen Namen für uns — die Vergangenheit — die

Zukunft — das All."
klar und deutlich enthalten.

Noch mehr trag'en einen höchst mystischen Charakter die Verse,

die Goethe am 14. April 1776 an Charlotte richtete:

Glücklich, den ein leerer Traum beschäftigt,
Glücklich, dem die Ahnung eitel war'!
Jede Gegenwart und jeder Blick bekräftigt
Traum und Ahnung leider uns noch mehr.
Sag, was will das Schicksal uns bereiten?
Sag, wie band es uns so rein genau?
Ach, du warst in abgelebten Zeiten
Meine Schwester oder meine Frau.

Zu Eckermann sagte er am 7. Oktober 1827:

„Wir wandeln alle in Geheimnissen. Wir sind von einer Atmosphäre
umgeben, von der wir noch gar nicht wissen, was sich alles in ihr regt
und wie es mit unserem Geiste in Verbindung steht. $o viel ist wb\ ge-


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1908/0182