Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
2.1908/9
Seite: 210
(PDF, 140 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1908/0217
— 210 —

12. Vorsicht, über dem Verheimlichungssinn etwas nach hinten
zu gelegen, gibt die im Leben nötige Vorsicht (wenn richtig ausgeglichen
durch Selbstgefühl, Kampfsinn und Zerstörungssinn). Ist dieses Organ
ziemlich stark vorhanden ohne die erwähnten Organe, so verursacht
es Furcht und Schüchternheit im Benehmen, versäumt oft den rechten
Augenblick durch Schwanken und zu vieles Bedenken; verursacht ängstliche
Sorge um die Zukunft und zeigt immer etwas Aengstliches und
Unsicheres im Blick. Es begünstigt den Konservatismus, Neuerungen
fürchtend. Es ist die Grundlage für Melancholie, Zweifel und Verzweiflung.
Wenn zu schwach entwickelt, ist leichtsinniges, unbedachtes Handeln
die Folge und gleichgültiges Handeln gegen das „Morgen" und dessen
Bedürfnisse.

13. Selbstgefühl, vom Ohr nach oben gehend rückwärts an der
Stelle des Haarwirbels. Selbstgefühl ist das Organ der Autorität; es
gibt Würde und Sicherheit im Auftreten, übernimmt Verantwortlichkeit,
entscheidet in zweifelhaften Fällen, macht sich zum Herrn der Situation.
Selbstgefühl läßt den Menschen an sich und seine Fähigkeiten glauben,
auch ohne besondere Talente; jedoch der Mann mit Selbstgefühl ohne
besondere Talente wird sich instinktiv beugen vor dem Mann, der mit
seinem Selbstgefühl noch überlegene geistige Eigenschaften verbindet.
Wer über andere zu befehlen hat, braucht das Organ, wie z. B. der
Offizier, der Lehrer in der Schule, die Hausfrau, welche Dienstleute unter
sich hat. Im Uebermaß vorhanden, erzeugt dieser Sinn Stolz, Ueber-
hebung, Herrschsucht; mit geringem Wohlwollen erzeugt er Selbstsucht,
Neid; mit schwachem Denkvermögen Eigendünkel; mit großem Zerstörungssinn
verletzende Tadelsucht. Krankhaft ausgeartet finden wir es
in dem Irren als Größenwahn; diese halten sich für Kaiser, Päpste oder
sonstige hohe Persönlichkeiten. — Black Hawk, ein Indianerhäuptling,
vor dem Präsidenten der Vereinigten Staaten stehend, sagte bei dieser
Gelegenheit: „you are a man, and I am another". Das sprach sein
Selbstgefühl aus ihm. Der vordere Teil von Selbstgefühl gibt Befriedigung
mit dem „Ich", der hintere Teil hat die Tendenz zu befehlen.

14. Beifallsliebe, zu beiden Seiten vom Selbstgefühl, etwas nach
unten zu, wird oft verwechselt mit Selbstgefühl; jedoch wenn Beifallsliebe
nach dem Beifall Anderer trachtet, so trachtet Selbstgefühl vornehmlich
nach eigenem Beifall. Was sagt der Nachbar, was denkt man über mich,
bin ich, oder hält man mich für schön, für geistreich, sind Fragen, die
die Beifallsliebe stellt. Dieser Sinn kehrt die vorteilhafte Seite heraus und
sucht Mängel zu verdecken. Wenn er stark entwickelt ist, entsteht
übertriebene Rücksicht auf äußeren Schein, diese führt zu Gefallsucht,
Ehrgeiz und Eitelkeit; wenn schwach entwickelt, macht es gleichgültig
gegen Lob und Tadel. In sonst gut veranlagten Menschen wird durch
ein richtiges Maß von Beifallsliebe der Charakter gemildert, weil es den
Instinkt verleiht, gegen jedermann höflich zu sein. Der Engländer ist
eher stolz zu nennen, der Franzose eitel, jener hat Selbstgefühl, dieser
Beifallsliebe vorherrschend entwickelt.

15. Festigkeit, vom Ohr gerade aufwärts am Oberkopfe vor dem
Selbstgefühl, verleiht Charakterfestigkeit, Willenskraft; läßt sich nicht
leicht von vorgefaßten Vorsätzen abbringen. Wenn schwach entwickelt,
entsteht Wankelmut und Unschlüssigkeit und wird dann der Mensch abhängig
von dem Willen anderer. Wenn stark entwickelt, ohne ein bedeutenderes
geistiges Element, ist Eigensinn, halsstarriges Festhalten,
das nicht nach Gründen fragt, die Folge. Eigensinnige Kinder haben


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1908/0217