Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
2.1908/9
Seite: 219
(PDF, 140 MB)
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voet, o$Xog de r äxowst. Das eleatische „Eins und Alles" hatte bei ihrri
noch einen theologischen Charakter.

Er kommt zu folgendem Satz: „Die Gottheit, die sich in jeder
Hinsicht so verhält, ist ewig und Eins, gleich und kugelig, weder unendlich
noch begrenzt, weder ruhig noch bewegt".*)

Pythagoräisch ist nun die Kugelform, welche Xenophanes seinem
Einen, Parmenides aber seinem Seienden beilegte, um dessen Vollkommenheit
auszudrücken. Pythagoräisch ist ferner bei Parmenides, daß
er die Materie als das Andere bezeichnet habe, da sie sich immer ändere,
und auch sein Hindrängen zum Wesen, das Bestreben, die Aeußerung
eines Wesens zu betrachten und darzustellen.

Auch durch Vermittlung des Alkmaion ist viel pythagoräische
Weltauffassung und echt pythagoräischer Geist in das System des Parmenides
eingegangen. Dieser hatte das Problem, sämtliche Lebewesen
nach einem einheitlichen Prinzipe ihrer Entstehung miteinander und mit
der unbelebten Welt zu einem großen Ganzen zu verbinden, weiter ausbauen
wollen. Das war ihm durch die Forschungen des Alkmaion von
Kroton ganz außerordentlich erleichtert. Dieser hatte es nicht allzuschwer
gehabt, die Wesen als etwas Zusammengehöriges zu erfassen, da in der
Vorstellung von der Seelenwanderung, die den Pythagoräern insgesamt
gemein ist, diese Zusammengehörigkeit bereits in der ergreifendsten Art
zum Ausdrucke gebracht war. Und eben in dieser Lehre von der Seelenwanderung
war es auch begründet, das Alkmaion als Pythagoräer den
Geheimnissen der Geburt nachzuspüren trachtete. Diese ist vom Standpunkte
der Seelenwanderung aus jene Stelle, an welcher das Sichtbare
mit dem Unsichtbaren, der Mensch mit seinen Verdiensten und seinem
Fatum verbunden ist.

Einen tieferen Einblick in die Rangordnung der Wesen gewährte
dem Alkmaion seine Ontogenese. Die alte pythagoräische Einteilung:
Pflanze, Tier, Mensch, Dämon, Gott hat er in jenen Gliedern, von deren
Erforschung ihn nicht religiöse Lehre zurückhielt, eingehend begründet.

Da die Lehre des Alkmaion eine wichtige Vorstufe zu der des
Parmenides ist, wollen wir noch ihr mystisches Zentrum suchen.

Die Verehrung für die harmonische Kugelform, die ihm in der
Ausbildung des kugelförmigen Kopfes eine Analogie zur Kugelform des
Weltalls sehen läßt, die der Sonne gleich kreisende Seele im Schädel-
innern; all das ist nicht mehr reine Mystik, sondern von der Mystik sich loslösende
Wissenschaft; denn was nicht der erste Anblick lehrte, erschloß
dem Alkmaion das Messer des Arztes und so kam Alkmaion zur Physiologie
, zur Einsicht in die Funktion des Gehirnes als Zentralorgan, zur
Sinnestheorie und zur Theorie der Erkenntnis.2)

Aber fllystik ist* eben nicht Theorie des Erkennens, sondern Erkennen
selbst, nur in tieferem, unmittelbarem Sinne. Bedeutsamer in dieser Beziehung
ist, daß Alkmaion die Entstehung des Lebewesens mit der Entstehung
des Alls in Parallele bringt, indem seine Schlüsse auf die Gestaltung
des Embryos durch kosmologische Analogien bestimmt waren, den
Samen aber, die Ursache dieser Entstehung, aus dem dem Weltall ana-
.ogen Hirne entspringen läßt.3) Hier eröffnet sich uns das Verständnis

') Hermann Diels, „Die Fragmente der Vorsokratiker", Berlin 1903, S. 46
u. 33, § 2,

a) Vgl. Dr. Wolfgang Schultz, „Aitjonische Mystik«. S. 203, 204, 205, 210.
a) Diels, H., 1. c. S. 105 u. 13.


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