Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
2.1908/9
Seite: 232
(PDF, 140 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1908/0239
Erst vof wenigen Monaten brachte die „Deutsche Warte* einen
Bericht über die seltsame und aufregende Zeremonie des Feuergangs,
der jüngst in Madras von fanatischen Brahmanen, die zur Sekte der
Soivrastas gehörten, ausgeführt wurde, und zwar in Gegenwart von
Tausenden von Hindus und, wie ausdrücklich betont wird, auch der
englischen Behörden. Es war ein religiöses Fest, Brahma und Wischnu,
den Göttern des Wassers und des Feuers, gewidmet. Am Tage vor der
Zeremonie hoben 40 Soivrastas, die sich einen Monat durch strenges
Fasten und ständige Gebete auf diese Prüfung vorbereitet hatten, einen
7 Meter langen und 6 Meter tiefen Graben aus. Die Grube wurde mit
Steinkohlen gefüllt und diese bei Sonnenaufgang des festlichen Tages
angezündet. Während sich nun die Glut immer mehr entfachte, veranstalteten
die vierzig Soivrastas eine lange Prozession, bei der sie merkwürdige
Götterbilder trugen. Zu Mittag stand der Herd in voller Glut,
so daß die Eisengitter, die ihn umgaben, weißglühend geworden waren.
Nun nahten die vierzig Feuergänger langsamen Schrittes. In lange
Mäntel von Ockerfarbe gehüllt, schritten sie fest und sicher über die
Gluten, einen Hymnus singend. Dreimal wiederholten sie den furchtbaren
Gang, ohne sichtbare Brandwunden erlitten zu haben! — —

Eine Erklärung dieses „Wunders" ist, wie gesagt, bis jetzt nicht
gelungen, vielleicht schon deshalb nicht, weil die Wissenschaft sich noch
wenig mit diesen Vorgängen beschäftigt hat. Viele der modernen Gelehrten
sind ja in sog. okkulten Dingen rasch mit dem Urteil fertig:
Trick, Betrug, Täuschung oder Halluzination der Zuschauer usw. und damit
ist der Gegenstand erledigt und eine unwissende, aber mit dem Dünkel
des Aufgeklärtseins behaftete Menge betet jenen blindlings nach. Allein
Tatsachen sind brutal, sagt Frhr. du Prel sehr richtig; sie sind durch
Leugnen nicht aus der Welt zu schaffen. Andere behaupten, daß die
Feuergänger sich die Füße mit geeigneten Mitteln einreiben, um sie unempfindlich
zu machen und vor Verbrennung zu schützen. Aber bis heute
ist der Wissenschaft kein Mittel bekannt, welches diesen Erfolg unter
den erzählten Umständen garantieren könnte» Bezüglich der Wilden betont
man auch die natürliche Härte der Fußsohlen infolge ihres Gehens
und Kletterns auf Felsen, sandigen Riffen usw. Doch die Untersuchungen
haben das Gegenteil bewiesen; abgesehen hiervon hätte auch eine wirkliche
Ledersohle solch enormen Hitzegraden nicht widerstanden, und
schließlich sind auch Europäer durch das Feuer geschritten, ohne Verletzungen
erlitten zu haben. Sie hatten sicher keine Ledersohlen und
haben auch keine anderen Vorbereitungen mit chemischen Präparaten
getroffen.

Schließlich wollte man die Unempfindlichkeit gegen das Feuer
Trancezuständen u. dergl. zuschreiben, aber hiervon wurde nichts bemerkt
und es war sicher bei den Europäern ausgeschlossen. Auch würde diese
Erklärung, wie schon in der Einleitung bemerkt, vielleicht für die Unempfindlichkeit
genügen, niemals aber für die Unverletzlichkeit des Körpers.
In den Legenden der Heiligen und Märtyrer finden wir viele Beispiele,
daß die zum Feuer Verurteilten schmerzlos unter Gesängen und Hymnen
den Tod erwarteten — aber sie sind verbrannt. Merkwürdig bleibt
auch der Umstand, daß diejenigen, welche stehen bleiben oder sich umsehen
, den Zauber brechen und das Schicksal der Frau Löfs teilen.


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