Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
2.1908/9
Seite: 237
(PDF, 140 MB)
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„Du kannst mir nicht helfen," erwiderte der Prinz mit barschem
Tone; „geh Deines Wegs."

„Nein", antwortete Morven, „Du weißt nicht, was Du sagst; bin ich
nicht der Liebling der Sterne?"

„Hinweg! Ich bin kein Graubart, den die Nähe des Todes albern
macht; sage mir nichts von den Sternen, ich kenne blos diejenigen
Dinge, welche mein Auge sieht und mein Ohr hört."

„Stille!" sagte Morven feierlich und bedeckte sein Gesicht; „stille,
oder der Himmel möchte Deine trotzige Rede rächen; aber siehe, die
Sterne haben mir Macht verliehen, die Geheimnisse des menschlichen
Herzens zu durchschauen und ich kann Dir die Gedanken des Deinigen
sagen."

„Sage sie, Niedriggeborener!"

„Du bist der Jüngere von zweien und Dein Name ist im Kriege
weniger bekannt als der Name Deines Bruders, und doch möchtest Du
über ihn erhoben werden und auf dem hohen Throne Deines Vaters
sitzen."

Der Jüngling wurde bleich. „Du hast Wahrheit auf Deinen Lippen,"
sprach er mit zitternder Stimme.

„Nicht von mir, sondern von den Sternen kommt die Wahrheit."

„Können die Sternen meinen Wunsch erfüllen?"

„Sie können es, morgen treffen wir uns wieder." Also sprechend
ging Morven in den Wald.

Am nächsten Tage um die Mittagstunde kamen sie wieder zusammen.

„Ich habe die Götter der Nacht um Rat gefragt und sie haben mir
die Gewalt, um die ich bat, verliehen, aber unter einer Bedingung."
„Nenne sie."

„Du sollst Deine Schwester auf ihren Altären opfern; Du sollst
einen Steinhaufen errichten und Deine Schwester in den Wald nehmen,
sie auf den Steinhaufen legen und Dein Schwert in ihre Brust stoßen,
so allein wirst Du regieren."

Der Prinz schauderte, erhob sich und zückte seinen Speer gegen
Morvens bleiche Stirn.

„Zittere," sprach der Sohn Oßlahs mit lauter Stimme, „höre auf
die Götter, welche Dich mit Tod bedrohen, weil Du es gewagt hast,
Deinen Arm gegen ihren Diener zu erheben."

Während er so sprach, rollte der Donner über ihnen, denn es war
einer der häufigen Gewitterstürme des beginnenden Sommers ausgebrochen
. Der Speer fiel dem Prinzen aus der Hand; er setzte sich
und heftete seine Augen auf den Boden.

„Willst Du den Befehl der Sterne erfüllen und regieren?" sagte
Morven.

„Ich will!" rief Siror mit verzweiflungsvollem Tone.

„Diesen Abend also, wenn die Sonne untergeht, sollst Du Deine
Schwester allein hierherbringen; ich kann Dich nicht begleiten. Jetzt
laß uns den Steinhaufen errichten."

Schweigend ergriff der Jäger mit seiner ganzen ungeheuren Stärke
die Felsenstücke, welche Morven ihm zeigte; sie bauten den Altar und
jeder ging dann seines Weges.

(Fortsetzung folgt.)


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