Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
2.1908/9
Seite: 248
(PDF, 140 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1908/0255
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diese Weise z. B. die Seherin von Prevorst Mineralien einer Sammlung
genau unterschieden. Ein Ende des Fadens befand sieh in ihrer Hand.
Mit dem anderen Ende berührte ein Experimentator die verschiedenen
Mineralien, und die Seherin konnte sie sogleich beschreiben und fühlte
auch die Wirkungen, die von den Gesteinen ausgingen.

Aber nun kommt auch Dr. Neustädter mit „schwererem Geschütz
". „Gedankenübertragung" kombiniert mit „Hellsehen".
Das ist das große Ereignis!

Man nimmt beispielsweise ein reines Blatt Papier und denkt darauf
eine Botschaft oder Zeichnung genügend intensiv, faltet dann das für
gewöhnliche Augen absolut unbeschriebene oder unbezeichnete Papier
zusammen, steckt es in ein Kouvert, sendet es per Post an das Medium
und oh Wunder, dieses liest die auf das Papier hineingedachte Botschaft
ab oder beschreibt das fixierte Gedankenbild.

So etwas erscheint Dr. Neustädter beinahe als „tollkühn", aber
— mirabile visu — die Sache geht.

Herr Dr. Neustädter glaubt sogar, eine wissenschaftliche Erklärung
gefunden zu haben, er glaubt, daß es sich hier nicht um „direktes Hellsehen
", sondern um ein sekundäres Ausstrahlen der Gedanken handelt;
„so etwa, wie die Emanation vom Radium sich auf den sekundär induziert
radioaktiven Körper verdichtet und von da wieder ausstrahlt."

Hingegen ist Dr. Kotik vielleicht der Sache besser auf die Spur
gekommen. Seine Schlußfolgerungen sind folgende:

Beim Denken bildet sich eine besondere Art von Energie,
welche die Eigenschaft hat, aus dem Gehirn auszustrahlen. Sie
durchdringt die Luft, wenn auch schwierig, auch eine undurchsichtige
Scheidewand, aber noch schwerer. An einem Kupferdraht entlang fließt
sie leichter, im menschlichen Körper scheint sie frei zwischen den Extremitäten
und dem Gehirn hin- und zurückfließen und sich an der
Oberfläche ansammeln zu können. Sie kann auch auf Papier übergehen,
dort erhalten bleiben, sogar Tage und Wochen, und auf diese Weise
an einen beliebigen Ort verbracht werden. Die so angesammelte
„psycho-physische Energie" kann man ableiten, wenn man einen Metallleiter
berührt, der mit dem Boden in Kontakt steht. Als Ursprung und
Aufnahmeort nimmt Dr. Kotik das „Unterbewußtsein" an.*) Wenn hier
die Energie einwirkt, dann entsteht der gleiche Gedankengang wie im
Bewußtsein des „Agenten." Voraussetzung dafür ist allerdings eine
noch nicht erkannte Eigenart des „Mediums", die das Eintreten der
Energie ermöglicht. (Wir Okkultisten würden sagen: die Aufnahmeperson
muß genügend „sensitiv" sein, d. h. die Fähigkeit besitzen, die
im „Unterbewußtsein" empfangenen Nachrichten und Eindrücke auf
den tagwachen Gehirnbewußtseinszustand zu übertragen.) Denn bei
den meisten Menschen wirken die Gedanken anderer nicht von außen
ein.

Dr. Kotik hat schließlich auch noch nachzuweisen versucht, daß
„Gedankenstrahlen" existieren. Er glaubt dieselben identisch mit den
von Charpentier bei der Tätigkeit der Nerven und des Gehirnes an-

*) Was das sog. „Unterbewußtsein eigentlich ist, darüber kann uns auch die
„exakte Wissenschaft" keine befriedigende Antwort geben, denn schon die Erklärung
des „Bewußtseins" macht ihr unüberwindliche Schwierigkeiten. So viel
steht aber selbst in wissenschaftlichen Kreisen fest, hinter der tagwachen Persönlichkeit
hat jeder Mensch ein zweites Bewußtseinszentrum, eben das rätselhafte
„Unterbewußtsein", und dies ist das innere geistige €go.


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