Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
2.1908/9
Seite: 268
(PDF, 140 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1908/0275
Doch kann nach Anaximander der Mensch nicht wie die anderen
Wesen unter dem Einflüsse der Sonnenwärme fertig aus dem verdunstenden
Wasser hervorgegangen sein, weil er nicht wie diese imstande ist, sich
gleich nach der Geburt zu ernähren. Vielmehr bedarf er durch lange
Zeit einer fortwährenden Pflege, Daher muß er aus anderen, ihm von
Anfang an ähnlichen Wesen entsproßt sein. Solche Wesen sind die
Fische. Fischartige Wesen also, die eine schuppige Haut, wie die Rinde
den Baum, umgab, waren die ersten Lebewesen vor den Menschen.
Die Wesen betraten, als sie älter wurden, das trockene Land und brachten
unter dem Einfluß der Sonne in ihrem Innern die Menschen zur Reife.
Diese haben, sobald sie genug herangewachsen waren, um sich selbst
fortbringen zu können, die sie umgebende Fischhülle gesprengt und
sind als Männer und Weiber hervorgetreten.

Es ist nun Dr. tDolfgang Schultz gelungen, in völlig einleuchtender Weise den
Beweis zu erbringen, dass uns in dieser Jlntbropogonie des Anaximander die
babylonisch beeinflusste, wahrscheinlich auch von dort stammende Eogoslebre gegen«
übertritt.

Die Flüsse Euphrat und Tigris strömten in alter Zeit getrennt ins
Meer. Die zwischen ihnen durch das Mündungsdelta gebildete Insel
hieß Eridu. Eridu ist ein paradiesisches Heiligtum und die Wohnung
des weisen Sohnes von Eridu.

In dem Heiligtume von Eridu befindet sich das Gefäß, mit dem
Eas Sohn Marduk, von seinem Vater belehrt, am Fuße des Lebensbaumes
aus der dem Ozean entspringenden Quelle das Wasser des Lebens
schöpft Das Gefäß des Marduk spendet Gnade auf Befehl des Ea, des
Königs des Ozeans, des Vaters der Götter. Marduk ist der Verkünder
der Weisheit seines Vaters. Dieser selbst trägt das Lebenswasser
in Händen und die Frucht des Lebensbaumes, das Lebensbrot. Gr verkündet
seinem Sohne sein Wort, den geheimnisvollen harnen der Dinge. Durch das
Wort vermag Hlarduk Wunder zu wirken. Da begrüßen ihn die Götter als
König und geben ihm Zepter, Thron und Ring. Und Marduk brachte
beseelte Wesen hervor, schuf das Vieh, das Gewürm, die Gesamtheit der
Lebewesen und füllte mit ihnen die Stadt aus, die von Anfang der Weltschöpfung
an bestanden hatte. Dieser Ea-Marduk, der Töpfer, bildet
auch in Eridu aus Lehm, d. h. aus Kot und Schlamm den Adapa,
den „Samen des Menschen", das Kind von Eridu. Diesen macht er
zum Hirten der Menschen, mit denen er an Stelle der Tiere die
Stadt bevölkert Zu diesen Menschen der Stadt kommt aus dem Ozean,
aus dem Hause der Weisheit der Gott Ea,l) d. h. Marduk, dem Ea
seinen eigenen Namen gegeben hat, der Herr der Weisheit, der Erfinder
und Beschützer aller Handwerker, der Sänger und Zauberer, halb selbst
ein lllensd), halb ein Tisch an Gestalt. Gr übergibt dem Könige der nienseben sein
Buch, in dem Uleltgründung und Staatssatzung enthalten sind.

Aus dem Namen Eridu, der in der älteren Form Urru-Dugger, d. h.
„Stadt des guten Gottes" auf altsumerischen Zaubertäfelchen vorkommt,
kann man auf das graueste Alter dieses heiligen Ortes schließen. Denn
diese Zaubertafeln stellen die früheste Phase der altsumerischen Religion
dar, die mehr als zwei Jahrtausende älter ist als Anaximander.

Diese altsumerischen Zaubertäfelcben sind offenbar eine der ältesten Quellen der
mystischen Cradition, die von ihnen aus in mächtigem Strom in die Zeiten eines
jFfaaximander, Parmenides, fieraklit und Pythagoras hineinrauscht.

l) Der spätere Namen Oaunes.


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