Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
2.1908/9
Seite: 271
(PDF, 140 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1908/0278
— 271 —

heit, den Urgrund, aus welchem die Dreieinigkeit erst hervorgeht als
eine Erscheinungsform. Es besteht kein Zweifel darüber, daß das Brah-
man der Inder mit dem göttlichen Urgrund der christichen Mystik
identisch ist. Wenn die Upanishaden das göttliche Brahman mit „neti!
neti!", d. h. es ist nicht so, es ist nicht so! beschreiben, wenn sie aussagen
:

„Er ist nicht weiblich, nicht männlich,
Und doch ist er auch sächlich nicht!"
so ist das nichts anderes, als was Meister Eckehart folgendermaßen ausdrückt
: „Es ist ebenso unrichtig, Gott ein Wesen zu nennen, als wenn
ich die Sonne weiß oder schwarz hieße. Gott ist weder dies noch das."
„Das Brahman" der Inder entspricht also etwa unserer Bezeichnung ^das
Göttliche"; der metaphysisch so hoch beanlagte Inder wollte keine grobe
Geschlechtsbestimmung in das Höchste bringen, daher wählte er den
sächlichen Artikel, der aber auch nur ein Notbehelf war, und dem Götzendienst
vorbeugen sollte.

Da jedoch der Begriff „Persönlichkeit" das Höchste ist, was wir
Menschen kennen, so wird eine befriedigende Vorstellung vom Göttlichen
immer eine persönliche Form haben müssen. Auch der Vedasänger
schaut in den höchsten ekstatischen Offenbarungen Gott in Menschengestalt
: „Der goldene Mann im Innern der Sonne mit goldenem Bart
und goldenem Haar bis in die Nagelspitzen ganz von Gold'* ist derselbe,
von dem der Psalmist singt: „Licht ist dein Kleid, das du anhast" — —
„der du wohnest in einem Licht, da niemand zu dir kommen kann."
Und der Mystiker Swedenborg antwortete den Bewohnern anderer Gestirne
auf die Frage, wie der Herr den Engeln unserer Erde erscheine:
„In der Sonne als Mensch, mit dem Sonnenfeuer daselbst umgeben, aus
welchem die Engel im Himmel alles Licht haben". Auch der Mystiker
Seuse berichtet in seinen Gesichten von dem sogenannten feurigen
Himmel, „so geheißen nicht von dem Feuer, sondern von der übermäßig
durchglänzenden Klarheit, die er in seiner Natur hat, unbeweglich und
unzerstörbar. Und das ist der wonnige Hof, in dem das himmlische
Heer wohnt — die Auserwählten." Diese Beschreibungen sind vielleicht
mehr als Gleichnisse und Symbole oder wenigstens diejenigen, welche
der Wirklichkeit am nächsten und ihr getreues Spiegelbild. Jedenfalls
sind es, wie der Vergleich mit den Veden zeigt, nicht nur christliche
Symbole, wie man so oft behauptet hat.

„Die Worte", sagt Seuse, „die in der lauteren Gnade empfangen
werden, und aus einem lebendigen Mund ausfließen, erkalten, wenn sie
auf das tote Pergament kommen und verbleichen, wie die abgebrochenen
Rosen".

Als abgebrochene Rosen wollen wir die stammelnden Berichte der
Mystik von jenen Welten sammeln und aus der Uebereinstimmung auf
das Urbild schließen.

Der Weg, den die Mystiker gegangen, um zu ihren Erfahrungen zu
gelangen, ist ein schwieriger und mit Schrecken besetzt. Es war die
Ekstase ein Verlassen des Körpers um zu denken. Das pathologische
Element fehlt nicht, weder bei den Heiligen der Inder, noch bei den
Mystikern des Mittelalters, noch bei Emanuel Swedenborg. Letzterer ist
deshalb von besonderer Bedeutung, weil er zugleich das ganze gelehrte
Wissen seiner Zeit beherrschte. Er hatte die Philosophie von Descartes,
Leibniz und Wolf studiert, und viele wichtige naturwissenschaftliche Entdeckungen
vorweg genommen z. B. den siebenten Planeten, die Atom-


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1908/0278