Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
2.1908/9
Seite: 333
(PDF, 140 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1908/0340
Palaste hinab. Es war jetzt Abend und viele Männer trugen Fackeln,
damit sie in dem allgemeinen Schrecken wenigstens einander sehen
könnten. Rot strahlten die zitternden Flammen auf Morvens dunkle
Kleider und bleiche Stirne, und er schien gewaltiger als die übrigen,
weil sein Gesicht allein in der geräuschvollen Aufregung ruhig war. Und
immer lauter und wilder brüllten die Wogen und rasch schwebten die
Schatten der Nacht über die eilende Flut.

Und Morven sprach in strengem Tone: „Wo ist der König und
warum ist er abwesend von seinem Volke in der Stunde des Schreckens?"

Da öffneten sich die Tore des Palastes und siehe, Siror saß in der
Halle neben einem großen Fichtenfeuer, neben ihm sein Bruder und die
Häuptlinge ringsumher, denn sie wollten nicht unter das Volk treten auf
den Befehl des Hirtensohnes.

Da stellte sich Morven auf einen Felsen, der über die Köpfe des
Volkes emporragte (derselbe Fels, auf welchem man den König ausgerufen
), und sprach also:

„Ihr verlangtet zu wissen, o Söhne von Oestrich, weshalb der Strom
seine Ufer überschritten und die Gefahr gegen euch hereingebrochen ist.
Vernehmet deshalb, daß die Sterne als die gehässigste aller Freveltaten
eine Beleidigung gegen ihre Diener und Abgesandte auf Erden rächen.
Ihr alle kennt die Lebensweise Morvens, dem ihr den Beinamen des
Propheten gegeben habt! Er kränkt kein einziges Geschöpf; er lebt in
der Einsamkeit, und fern von den wilden Freuden der Krieger dient er
mit heiliger Ehrfurcht den Mächten der Nacht. So vermag er euch vor
einer Gefahr zu warnen; so kann er euch vor dem Feinde retten. Daher
sind eure Jäger schnell und eure Krieger kühn; daher bringt euer Vieh
seine Jungen und die Erde ihre Früchte. Was glaubt ihr und was verlangt
ihr zu erfahren? Höret, o Männer von Oestrich! Man hat meinem
Leben eine Schlinge gelegt und in eurer Mitte sind diejenigen, welche
das Schwert gegen den Busen, der mit Liebe zu euch erfüllt ist, geschliffen
haben. Deshalb wurden von den Sternen, den Beherrschern
des Himmels, die Fesseln de§ Stromes gelöst; deshalb bedroht euch
dieses Unglück. Es wird auch nicht eher vorübergehen, als bis diejenigen
, welche die Grube für den Diener der Sterne gegraben haben,
selbst darein gefallen sind."

Wild und drohend blickten jetzt beim roten Fackelschein die Augen
der Männer, und zehntausend Stimmen riefen: „Nenne die, welche sich
gegen Dein Leben verschworen haben, o heiliger Prophet! und sie sollen
Glied für Glied zerrissen werden."

Morven wandte sich um; man sah, daß er bitterlich weinte, und
dann fuhr er fort: „Ihr habt mich gefragt und ich habe geantwortet;
jetzt aber werdet ihr kaum den Feind erraten können, der mir nach dem
Leben trachtet, und ich schwöre bei den Himmeln selbst, daß, wenn
mein Tod ihren Groll sühnen und die Rache der Sternenfürsten von euch
und euren Kindern abwenden könnte, so würde ich freudig meine Brust
dem Schwerte darbieten. Ja!" rief er mit erhobener Stimme und seinen
gespenstischen Arm gegen die Halle ausstreckend, wo der König beim
Fichtenfeuer saß, — „ja, Du, den die Sterne durch meinen Mund vor
Deinem Bruder erwählt — Du Siror, Du bist der Schuldigen einer!
Nimm Dein Schwert und komm hierher — stoße es, wenn Du den Mut
hast, in die Brust des Propheten der Götter!"

Der König sprang auf und über dem Volke lag eine schauervolle

Stille.


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