Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
2.1908/9
Seite: 339
(PDF, 140 MB)
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drängt sich auch ein Vergleich auf mit der Freimaurerei, welche nichts
anderes zu sein scheint, als eine moderne Transfiguration des alten
Hermetismus.

Die maureristische Symbolik besteht in der Tat aus einer befremdlichen
Ansammlung von Traditionen, die den alten Initiationswissenschaften
entstammen; sie legt großes Gewicht auf den kabbalistischen
Wert der heiligen Zahlen und reguliert das Gebrauchtum nach denselben
Grundsätzen wie die Magie; sie zieht andererseits die Sonne, den Mond
und die Sterne in ihr Bereich, gleich der Astrologie. Ganz besonders
auffallend sind aber die Analogien zwischen der Maurerei und der philosophischen
Alchemie, so wie diese von den Rosenkreuzern des 17. Jahrhunderts
gepflegt wurde; beiderseits finden wir die gleiche Esoterik, dieselbe
Lehre unter Allegorien dargestellt, die einmal der Metallurgie, ein
andermal der Baukunst entlehnt sind. Unter diesem Gesichtspunkt stellt
sich uns die Freimaurerei als eine Uebertragung der Alchemie dar; dahin
können in dem uns vorliegenden Werk zahlreiche Beweise gefunden
werden. Wir meinen aber, daß sein Verfasser von der Ansicht ausging,
nicht diskret genug vorgehen zu können; um nun aber einen Schritt
weiter an die Frage heranzutreten, fürchten wir uns nicht, im Folgenden
den Gegenstand ganz offen zu behandeln.

Um unsere Studie nicht zu sehr auszudehnen, beschränken wir uns
auf das Gebrauchtum der klassischen, sog. Johannis-Maurerei, welche
nur drei Grade umfaßt; wir sehen auch von der Betrachtung der Symbole
an sich ab und nehmen nur diejenigen vor, welche uns vom alche-
mistischen Standpunkt aus interessieren: die auf einander folgenden in
die Relitation des großen Werkes auslaufenden Operationen.

Nichts entsteht aus Nichts,- das philosophische Werk nimmt also
seinen Ausgangspunkt von der Entdeckung und der Auswahl des Subjekts
. Die Alchemisten sagen: Die zum Werk notwendige Materie ist
ganz gemein und überall anzutreffen, man muß sie nur unterscheiden
können, darin besteht die ganze Schwierigkeit. — Die gleiche Erfahrung
machen wir beständig in der Maurerei, zu häufig werden Profane aufgenommen
, welche hätten zurückgewiesen werden müssen, wenn wir
scharfsichtig genug gewesen wären. Nicht jedes Holz taugt für eine
Pfeife; das Werk kann nur gelingen, wenn das erforderliche Subjekt dafür
gefunden ist; daher holt auch die Maurerei mehrfache Auskünfte ein,
bevor ein Kanditat zu den Prüfungen zugelassen wird.

Die Prüfungen werden eingeleitet durch das Ablegen des Metalles.
— Nun aber empfiehlt die Alchemie, nachdem die taugliche Materie
unterschieden, sorgfältig geprüft und festgestellt worden ist, sie äußerlich
zu reinigen, um sie von jedem ihr zufällig oberflächlich anhaftenden
Fremdkörper zu befreien; die Materie soll also auf sich selbst zurückgeführt
werden.

Eine ganz analoge Methode verfolgt die Vorschrift, daß der Aufzunehmende
alles ablegen soll, was er Künstliches mit sich führt: auch
er soll auf sich selbst zurückgebracht werden.

In diesem Zustand ursprünglicher Unschuld und wieder erlangter
philosophischer Reinheit wird der Kandidat in einem engen Räume eingeschlossen
, wohin kein äußeres Licht dringen kann: in die schwarze
Kammer des Nachdenkens (Cabinet de Reflexion). Diese entspricht
den hermetisch verschlossenen Kolben des Alchemisten, seinem philosophischen
Ei. — Der Suchende findet sich hier wie in einem finsteren

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