Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
2.1908/9
Seite: 340
(PDF, 140 MB)
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Grab, in dem er aus freiem Willen seinem bisherigen Dasein absterben
soll. Dieser symbolische Tod zersetzt und löst die Schalen, welche
der freien Entfaltung des individuellen Keimes hinderlich sind, er ist
das Vorspiel zur Geburt des neuen Wesens, zu dem sich der Aufgenommene
gestaltet; aus Putrefaktion (Fäulnis, Verwesung), welche
von den Alchemisten durch die schwarze Farbe versinnbildlicht wird,
geht der letztere hervor.

Das maurerische Ritual schreibt vor, daß sich unter den Einrichtungsgegenständen
der schwarzen Kammer zwei Schalen befinden müssen,
deren eine Salz und die andere Schwefel enthält. Warum? Die Antwort
hierauf kann nicht umhin, auf die Theorie der drei alchemistischen
Prinzipien oder Grundstoffe: £ Schwefel (Sulfur), 2 Quecksilber
(Merkur) und 0 Salz Bezug zu nehmen.

Der Schwefel £ entspricht der Expansionskraft, welche vom Mittelpunkt
jedes Wesens (symbolisiert durch die rote Säule I .\, die individuelle
Initiation) ausgeht. Seine Wirkung ist entgegengesetzt derjenigen
des Merkur ?, welcher alle Dinge durchdringt auf einem von außen
her kommenden Weg (die weiße Säule B Sensibilität, Aüfnahmetätig-
keit). Diese beiden gegenstrebenden Kräfte befinden sich im Gleichgewicht
im Salz © dem Krystallisationsprinzip, welches den stabilen
Teil des Wesens darstellt und dessen Kondensation in der Zone stattfindet
, wo die schweflichen Emanationen mit der merkurialischen Kompressionskraft
der Umgebung zusammentreffen.

Diese summarischen Andeutungen mögen genügen, um den rituellen
Gebrauch von Salz und Schwefel ins rechte Licht zu setzen; daß das
Quecksilber im vorliegenden Fall fehlt, erklärt sich dadurch, daß der
Aufzunehmende die absolute Isolierung verwirklichen soll. Um zur Selbsterkenntnis
im Sinne der somatischen Vorschrift zu gelangen, ist es nötig,
von allem zu abstrahieren, was von außen kommt, um dadurch in sich
selbst einzudringen und sich schließlich dem Kern der eigenen Individualität
allein gegenüber zu befinden.

Diese Operation entpricht der Prüfung durch das irdische
Element, dichterisch dargestellt durch das Hinabsteigen zur Hölle; hierauf
spielt auch das Wort VITRIOL an, dessen Buchstaben die Initialen
einer sehr wichtigen alchemistischen Formel darstellen: Visita Interiora
Terrae, Rectificando Invenies Occultum Lapidem: dringe in das Innere
der Erde (= die höllische Finsternis, Scheol der Juden, Ära! der Chal-
däer) und durch Rectifizieren (wiederholte durchdringende Reinigung,
Verfeinerung) wirst du finden den verborgenen Stein.

Dieser Stein ist in erster Linie ein maurerisches Symbol und es
möchte scheinen, als ob die Alchemisten dieses Sinnbild den initiierten
Baukünstlern verdankten. In der Tat, ein Stein gehört normalerweise
nicht in die Symbolik von Metallkünstlern, dagegen erscheint es ganz
natürlich, daß ein Stein von Maurern erst roh zugerichtet, dann sorgfältig
behauen und geglättet wird. Die letzteren sind übrigens viel
weniger geheimnisvoll in Beziehung auf die Bedeutung des Steines, als
die Hermetisten; so erklären sie ohne Umschweife, daß ihr rauher
Stein den Initiierten selbst im ersten Stadium darstellt, daß er durch
Bearbeitung an Rauhheit verliert in demselben Verhältnis wie dies beim
Lehrling der Fall sein soll, damit er zum Gesellen befördert werden
kann, nämlich einzig und allein durch seine Umgestaltung zum Kubischen
Stein! Dieser letztere besitzt vermöge seiner rechtwinkligen Beschaffenheit
wenigstens in Potenz, alle dem philosophischen Stein (Lapis philo-


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