Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
2.1908/9
Seite: 343
(PDF, 140 MB)
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spielerehepaares konnte das Transzendentale ihm nur im Gewände der
Kunst nahen. Der Heiterkeit seiner Seele wäre es in jeder anderen
Form wohl ewig fremd geblieben. Aus den gleichen Ursachen fehlten
seinen Aeußerungen durch ihn als Dichter und Musiker jedes Spekulative
und jede Bizarrerie. Cornelius schuf seine Werke aus dem reinen und
erhabenen Gefühl eines gläubigen Herzens, das in Demut den Allerhöchsten
in sich wirkend weiß. Was er uns gibt, ist, wenn man dieses
Wort recht versteht, die Mystik eines Kindes, allerdings eines Kindes,
das Leid und Schmerz genug in der Welt erfahren hatte.

Nicht von Anbeginn seines Daseins begleitete Cornelius seine
transzendentale Weltanschauung. Sie kam ihm ganz allmählich mit
seiner Vertiefung in die Kunst. In Bezug auf unsere Daseinsbetrachtung
kann es nie etwas Fertiges geben. Wie wir werden und wachsen, so
wächst und weitet sich auch das Weltbild um uns und unser Denken
über seinen Sinn, oder wenn wir in Verzweiflung fallen, so engen sich
seine Grenzen ein und vor unseren Geist hängen sich trübe Schleier.
Auch Cornelius hatte Zeiten durchzumachen, in denen der Bekehrungseifer
seiner Berliner orthodoxen Verwandtschaft ihn aufsässig gegen alles
machte, was nur im entferntesten an die Kirche erinnerte. Er sah nur
noch das Beengende ihrer Organisation, nicht die, trotz aller von Menschen
hineingeheimnisten Verkehrtheiten, unwandelbare Wahrheit ihrer Lehren.
Das Zeremoniell des Gottesdienstes, das rituelle Beiwerk schien ihm
den Gläubigen Gott eher zu verbergen als nähe zu bringen. Und darum
meinte er, es seien von Pfaffenhochmut und Priesterdünkel errichtete
Schranken, geschaffen, um dem Herzen zu wehren, Gott im Geiste anzubeten
. Er hatte noch nicht die Einsicht gewonnen, daß wir, selbst
Bilder und Gleichnisse, das Ungeformte nur durch solche zu verstehen
vermögen und daß wir noch nicht die geistige Höhe erreicht haben, die
es uns gestattet, die Gesetzlichkeit des Willens ohne Hülle zu schauen.
Vielleicht wird dies nie einem mit irdischem Stoffe umkleideten Geiste
möglich sein. Darum brauchen wir Symbole. Und es birgt sich in
jenen Zeichen, die gemeine4 Aufklärung verlacht, dem tieferdringenden
Blicke eine Fülle von Weisheit. Das sollte auch Cornelius erfahren.

Als er seine Sturm- und Drangperiode in politischer und religiöser
und vor allem in künstlerischer Beziehung hinter sich hatte, da erkannte
er den innerlichen Wert der einst von ihm geschmähten Sinnesbilder
und wählte eines* von ihnen, um der Doppelbedeutung, die es für ihn
hatte, als Ausdruck seiner gewonnenen Einsicht. Rosa mystica, diese
der Marienlitanei entlehnte Bezeichnung, umschloß für Cornelius viel auf
einmal. Nicht nur erinnerte sie ihn an die mit ihm vorgegangene
seelische Wandlung, sie ließ ihn auch der gedenken, die durch ihre
vollendete Verkörperung dichterischer Gestalten wie durch ihre sorgliche
Mütterlichkeit nicht zum wenigsten seine Wandlung vorbereitet hatte.
Rosa v. Milde, zu deren Hausgenossen er in Weimar zählte, die erste
Interpretin seiner Margiana, blieb ihm stets Domina nostra, der und deren
Haus er immer ein dankbares Gedenken bewahrte. Der Güte und der
Geduld dieser hochherzigen Frau hat Cornelius, was seine innere Entwicklung
anlangt, unendlich viel zu danken.

Cornelius war keine starke Natur. Er charakterisiert sich selbst
am besten in jenen Sätzen, die er an die Milde schrieb: „Wenn Sie
einmal wieder in aller Stille den Tasso von Goethe lesen, dann mögen
Sie bei mancher Stelle mit einer wahren rosa Nachsicht an Ihren Hausund
Hofpoeten denken. Ich werde leider nie ein befreites Jerusalem


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