Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
2.1908/9
Seite: 378
(PDF, 140 MB)
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düster und regungslos, mit gekreuzten Armen. Und horch, immer näher
kamen die Kriegsrosse der Wogen — das Volk hörte sie über das
Land brausen und sah ihre weißen Mähnen im heulenden Sturme wehen.

„Seht, während Ihr horcht!" sprach Morven ruhig, „überschwemmt
der Strom alles. Eilt, denn die Götter wollen ein Opfer, sei es nun
Euer Prophet oder Euer König."

„Sklave!" schrie Siror und sein Speer flog ihm aus der Hand;
weithin über die Köpfe des Volkes zischte er an Morvens dunkler Gestalt
vorüber und fuhr in den Stamm der Eiche hinter ihm. Jetzt stieß
das Volk, ergrimmt über die Gefahr seines geliebten Sohnes ein wildes
Geschrei aus, scharte sich mit gezückten Schwertern um ihn, und bot
kühn den Häuptlingen und dem Könige die Stirne. Aber in diesem
Augenblicke, noch ehe der Kampf ausbrach, kehrten die drei Krieger,
Darvan auf ihren Schultern tragend, zurück. Sie legten ihn zu den
Füßen des Königs und sprachen zitternd: „Also finden wir den Aeltesten
in der Mitte seiner Halle." Und das Volk sah, daß Darvan eine Leiche
war, und die Weissagung Morvens in Erfüllung gegangen sei. „So
mögen die Feinde Morvens und der Sterne umkommen!" rief der Sohn
Oßlahs. Und das Volk wiederholte diesen Ruf. Jetzt war Sirors Wut
auf Höchste gestiegen, und sein Schwert schwingend, stürzte er unter
die Menge mit dem Rufe: „Dein Blut, Du Sklave, oder das meine!"

„So sei es!" erwiderte Morven unverzagt. „Ihr Männer, tötet den
Lästerer! Hört, wie der Strom auf Eure Kinder und Herden hereinstürzt!
Auf! Auf! Oder Ihr seid verloren!"

Und Siror fiel von 500 Speeren durchbohrt

„Erschlaget! Erschlaget!" rief Morven, als die Häuptlinge des königlichen
Hauses sich um ihren Fürsten scharten. Das Klirren der Schwerter,
das Glänzen der Speere, das Geschrei der Sterbenden und das Toben
des wütenden Volkes mischte sich mit dem Brüllen der Elemente und
dem Donner der brausenden Wogen.

Dreihundert Häuptlinge waren in dieser Nacht durch die Schwerter
ihres eigenen Stammes umgekommen. Und der letzte Ruf der Sieger
war: „Morven der Prophet — Morven der König!"

Als der Sohn des Hirten die Wogen über das Tal sich ausbreiten
sah, führte er Orna, seine Gemahlin, und die Männer von Oestrich samt
ihren Weibern und Kindern auf einen hohen Berg, wo sie den kommenden
Morgen erwarteten. Aber Orna saß entfernt von den Uebrigen
und weinte bitterlich, denn ihre Brüder lebten nicht mehr und ihr Geschlecht
war von der Erde verschwunden. Und Morven suchte sie vergebens
zu trösten.

Als der Morgen anbrach, sahen sie, daß der Strom den größten
Teil der Stadt überschwemmt hatte, und die Gewässer jetzt in den
Niederungen des Tales stille standen. Da sprach Morven zu dem Volke:
„Die Sternenkönige sind gerächt und ihr Grimm besänftigt. Wartet
hier, bis das Wasser sich in die Spalten des Bodens verlaufen hat."
Und am vierten Tage kehrten sie Iii die Stadt zurück, und niemand
wagte einen andern als Morven König zu nennen.

Aber Morven zog sich in seine Höhle zurück und stellte daselbst
tiefe Betrachtungen an. Dann versammelte er das Volk, gab ihm neue
Gesetze, ließ zu Ehren der Sterne einen gewaltigen Tempel bauen und
befahl, darin alles aufzuhäufen, was das Volk für das Kostbärste hielt.
Und er nahm zu sich fünfzig Kinder aus den angesehensten Familien
des Stammes, ebenso wählte er zehn aus den Männern, die ihm am


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