Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
2.1908/9
Seite: 408
(PDF, 140 MB)
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408

lebt im glücklichen Devachan (Seligkeit). Jenes fünfte Grundteil besitzen
wir aber alle schon zu Lebzeiten; wir sind uns dessen im Traum und
in höchsten extatischen Zuständen auch bewußt.

Mit diesem hohen Prinzip unseres Selbst nun vermögen wir uns
in den Zustand der reinen Geistsphäre unserer weiter vorgeschrittenen
Verstorbenen zu begeben — wir steigen hinauf zu ihnen, nicht sie herab
zu uns. Natürlich ist es in Wahrheit ja gar kein Hinauf- oder Herabsteigen
, sondern nur eine Zustandsveränderung. Darauf beruht auch
meine Erklärung der Medien. Ich habe das erst kürzlich niedergeschrieben
— als Notiz für ein später zu schreibendes Buch. Olcott, geben Sie
mir die „Note."

Während Olcott aufstand, das Gewünschte aus dem Wust von
Papieren auf dem Schreibtisch herauszusuchen, sagte sie lachend:

„Der arme Olcott 1 er hat seine liebe Not mit mir. Was ich in
meinem unglaublichen Englisch hinkritzele, muß der Unglückliche verständlich
in eine korrekte, menschliche Sprache bringen. Denn ich bin
jetzt durch meine ewigen Reisen in aller Sprachen Länder so weit, daß
ich Russisch ver- und keine andere Sprache erlernt habe!1'

Wir lachten und protestierten, denn H. P. B. dozierte, scherzte und
schalt ebenso brillant in Französisch wie in Englisch, Russisch und
mehreren anderen Idiomen.

Inzwischen hatte Olcott die Notiz gefunden und sie las uns ungefähr
Folgendes vor (sie hat es später hauptsächlich im „Schlüssel zur
Theosophie" benützt):

„Während der Körper des Mediums im somnambulen Schlaf oder
Trance mit seinen irdischen Sinnen sozusagen ausgeschaltet ist, wird
das geistige Ego von seinen materiellen Fesseln befreit und befindet sich
in denselben Bewußtseinssphären mit den durch Tod entkörperten
Wesen. Besteht eine Sympathie zwischen solchen und dem Medium,
so können sie leicht in Verbindung treten.

Der ganze Unterschied zwischen einem mediumistisch veranlagten
Menschen und einem anderen ist, daß ersterer seinen von den Fesseln
der gröbsten Materie befreiten Geist dazu benützen kann, die Organe
seines passiven Körpers — der ja währenddessen in Schlaf liegt —
nach des fesseilosen Egos Willen sprechen, schreiben und handeln zu
lassen. Er kann, da er die Gedanken und Wünsche der körperlosen
Wesen, mit denen er verkehrt, liest, oder besser intuitiv empfindet, diese
durch die Organe seines noch materiellen Körpers wiederholen lassen. —
Im Traum sind wir wohl alle imstande, dies zu tun — aber wer nicht
für die rein geistige Beeinflussung empfänglich ist, weil sein Körper zu
grob materiell und positiv ist, der wird sich entweder solches „Traumes"
gar nicht erinnern oder ihn als dummes Zeug verlachen und die darin
empfangenen Kundgebungen verachten."

Da H. P. B. zu Ende gelesen hatte, so frug ich: „Dies wäre also
zugleich die Erklärung von Wahrträumen?"

„Nicht ganz," entgegnete sie. „Aber das alles zu erklären, würde
uns zu weit und vom Spiritismus fortführen. Sie verstehen aber jetzt
doch schon, daß und weshalb wir Theosophen ebenso wie übrigens alle
alten Religionen es taten — diese Geisterbeschwörungen verwerfen. Wir
sagen, sie sind sündhaft und grausam, denn sie stören nicht nur die
Ruhe der Dahingeschiedenen, sondern vor allem hindern sie dieselben
durch das ewige Zurückrufen zur Erde und zu irdischen Interessen an


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