Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
2.1908/9
Seite: 413
(PDF, 140 MB)
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sie sich in der Seele befinden und da gesammelt werden, um Stoff zum
Denken und Erkennen zu geben, erhalten den Namen logischer Ideen
und Begriffe.

Nun erhalten wir alle Ideen durch „sinnliche Anschauung". Und
unsere Sinne, die uns diese Anschauungsbilder liefern, nehmen in der
Natur nur das Zusammengesetzte auf, folglich haben wir keine Ideen von
den Prinzipien der Dinge als durch Dekomposition oder sinnliche Erfahrung
. Dort aber, wo die Erfahrung nicht mehr hinreicht, wo keine
sinnliche Anschauung mehr ist, nehmen wir Zuflucht zur Abstraktion,
indem wir uns geahnte Prinzipien, aber doch immer in Bildwirkungen
denken.

Die Seele begnügt sich nicht an dem bloßen Anschauen und der
Betrachtung ihrer Ideenbilder. Sie ist von einer weit tätigeren und geschäftigeren
Natur: sie setzt zusammen und vergleicht.

Da sie nun aus Zusammensetzungen wieder Zusammensetzungen
bildet und die Gesetze nicht kennt, nach denen die Natur zusammensetzt
, so muß sie auch hier wieder falsche Urteile und Schlüsse machen,
weil sie das nicht einsieht, was ihre Ideen konstruiert.

Kann ein Mensch wohl richtig rechnen, wenn er das „Innere der
Zahlen" nicht kennt, die Progressionsstufe nicht weiß, auf der seine
Zahl steht? Entstehen nicht alle Irrungen und Fehler in der Arithmetik
aus einem sinnlichen Uebersehen, da ich eine Zahl für eine andere annehme
als sie ist, oder die Progressions-Ordnung verfehle?

Ohne Kenntnis der Konstruktion der Ideen können wir daher nie
richtig denken. Die Mathematik als die einzige Wissenschaft überzeugender
Wahrheiten (für den „Mikrokosmos der uns bekannten oder begreiflichen
Dimension") erhält ihre Evidenz eben dadurch, daß sich ihre Schlüsse
auf reinen, intuitiven Begriffen gründen, wodurch sie zu einer Wissenschaft
der Anschaulichkeit wird.

Einfache Ideen werden diejenigen genannt, die sich in der Seele
unter einer einförmigen Gestalt ohne Zusammensetzung oder Vielheit
finden. Allein dieses Einfache bleibt doch immer ein Zusammengesetztes
in der Natur, das wieder in seine Bestandteile aufgelöst werden kann.

Dem Verstände ist zwar eigen, aus dem Vielfältigen eine Einheit
zu bilden und diese Einheit anzuschauen. Allein alle Einheiten, die der
Verstand durch Ideenbilder und sinnliche Anschauung erhält, sind keine
wahren Einheiten. Sie sind bloß relative Einheiten, wie z. B. eine Zahl,
als 3 oder 6, unter sich betrachtet in Rücksicht meiner Anschauung eine
Einheit sein kann, keineswegs aber in der Natur, in der sie sich nach
der Progression verhält, die ihre Wesenheit ausmacht.

Man kann daher die Einheiten der Erscheinungen nie mit Einheiten
vermischen, noch mit den ersten Prinzipien.

Da wir also durch Ideenbilder denken, so müssen notwendig Gesetze
vorhanden sein, nach denen wir richtig denken. Denn wenn alles
in der Natur nach unveränderlichen Gesetzen in einer harmonischen
Ordnungsreihe dasteht, so müssen auch Verhältnisse sein, vermöge
welcher denkende Wesen diese harmonische Ordnungsreihe eben so ansehen
können, wie sie sich in der Natur verhält.

Die Erfahrung zeigt uns, daß wir a posteriori von dem Zusammengesetzten
zum Einfachen steigen. Erfahrung, Dekomposition sind uns
hierzu notwendig.

Es ist ein altes Sprichwort: Wo ein Weg hinaufführt, muß auch
wieder ein Weg herabgehn.


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