Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
2.1908/9
Seite: 436
(PDF, 140 MB)
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— 436

Das kann nur ein belebter, beseelter und intelligenter Organismus leisten, und
alle Evolution wäre unmöglich, wenn die einfachste Urzelle nicht schon von allem Anbeginn
an mit der rätselhaften Fähigkeit der so bewunderungswürdigen Anpassung
verseben worden wäre! „Evolution" heißt auf deutsch „Entwicklung". Ein
„Ent-wiekeln", „Heraus-wickeln", „Heraus-wälzen" setzt naturgemäss die
entgegengesetzte Operation der „Involution" des „ßinein-wickelns" voraus! Also jede
Entfaltung, Entwicklung, jedes Fortschreiten, jede Progression ist absolut
unmöglich, wenn in die Materie nicht von Anbeginn an die Kräfte des
Lebens, die Keime des Empfinden, Denken und Wollen hineingelegt
worden wären. „Wer" nun die Zellen mit diesen rätselhaften Fähigkeiten
begabt hat, ihnen obendrein Leben, Wachstum und Vermehrungsfähigkeit
verliehen, darüber schweigt auch der dreifache Doktor Prof. Forel im
Namen der Wissenschaft ganz offiziell.

Ich kann ihm als bescheidener Laie nur den Rat geben, bei
R. Francd nochmals in die Schule zu gehen und moderne Pflanzenphysiologie
und -Psychologie zu studieren, da wird er in wenigen Stunden
erfahren, daß die rein materialistische, mechanisch-monistische Weltanschauung
schon bei den allereinfachsten Problemen und Experimenten
total versagt. Vielleicht genügt hierzu auch das Lesen des Artikels
„Pflanzenpsychologie von R. Francd im „Türmer" 1909, Februarheft.

Franca sagt u. a. darin: „Es ist wahr, daß die Durchforschung
des Pflanzenkörpers mit den neueren vollkommeneren Methoden Organe
gezeigt hat, die zur Aufnahme von Reizen ebenso geeignet sein müssen
wie unsere eigenen Sinnesorgane. Die Ranken von kletternden
Pflanzen sind Berührungen gegenüber nicht gleichgültig. Sie schlingen
sich um einen festen Stab. Die allbekannte Mimose bewegt ihre Blätter,
wenn sie unsanft berührt wird. Es hat sich herausgestellt, daß diese
Bewegungen nur dann eintreten, wenn gewisse Dornen und kleine
Warzen berührt werden, welche die Pflanze an passender Stelle ausbildet.
Krebse und Insekten haben, ja sogar die menschliche Haut hat ganz
entsprechende Tastvorrichtungen und die Botaniker mußten sich wohl
oder übel einigen, gewissen Gewächsen Tastsinnorgane zuzuerkennen.

Auch das Pflanzenauge ist kein Hirngespinst müßiger Zeitungsschreiber
. Nur darf man bei dem Ausdruck nicht an das Auge des
Menschen, sondern muß an das der einfacheren Tiere denken. Das
einfachste tierische Lichtsinnorgan, wie es sich etwa an einem Wurm
findet oder an einem der Krebschen, die den Fischen zur Nahrung
dienen, besteht aus einem lichtbrechenden Körper und einer Anhäufung
von Farbstoff, die einen Lichtschirm darstellt. Genau so gestaltet sich
auch das Lichtsinnesorgan der einfacheren Pflanzen, wie ich schon vor
vielen Jahren nachgewiesen habe. Hochentwickelte Pflanzen benützen
zu gleichem Zwecke eine andere Vorrichtung. Die Oberfläche ihrer
Laubblätter ist so facettiert wie das zusammengesetzte Auge einer Fliege,
und das sich damit wirklich Bilder erzeugen, haben die verschiedensten
Forscher einfach dadurch nachgewiesen, daß sie durch eine solche „Licht-
sinnepidermis" Bilder von Gegenständen photographisch aufnahmen.
Haberlandt hat sogar zwei Pflanzen der Tropen entdeckt, die sich auf
ihren Lichtsinneszellen, noch eine kleine Linse aus Kieselsäure (Bergkristall
!) aufsetzen, was eine nicht unerhebliche Vervollkommnung bedeutet
."

Daß die Pflanze auch sonstige Sinnesorgane hat, wollen wir deshalb
nicht erwähnen, weil über deren Bau noch nicht Uebereinstimmung
erzielt wurde.


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