Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
2.1908/9
Seite: 465
(PDF, 140 MB)
Bibliographische Information
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höchst auffallend sei, daß eine weibliche Gestalt nur mit rauher und
flüsternder Stimme sprechen, aber klar singen könne. Nun, von der berühmten
Katie King wird berichtet, daß in den Anfangsstadien ihrer
Materialisationen ihre Stimme heiser klang, ausgenommen wenn sie
sang, wobei die Stimme ein sehr angenehmer Contrealt war.*) Wie
schon erwähnt, auch M. de Frdmery hat Vermutungen und Erklärungsversuche
, aber keine direkten Beweise.

Eine wesentliche Verschärfung hat der Angriff erfahren durch die
Erklärungen M. L6on Denis in „Le Messager" vom 15. Januar 1909.
L€on Denis ist seit 30 Jahren eine Autorität im Gebiete der okkultistischen
Forschung und erfahrener Spiritist. Um so schwerer muß sein
Wort wiegen im Lager der Gegner. Uebrigens muß die Wandlung bei
L€on Denis ganz plötzlich und unerwartet erfolgt sein, denn noch am
15. Oktober 1908 ist M. L6on Denis eifriger Verteidiger des kalifornischen
Mediums**) und am 15. Januar 1909 sagt sich derselbe in feierlicher
Weise von dem Betrüger Miller los und nennt ihn eine Gefahr für die
Sache des Spiritismus! L€on Denis sagt, daß sich Zweifel immer mehr
in sein Herz geschlichen haben; er bemerkte in den letzten Sitzungen
verdächtige Dinge, und als einmal sein Verdacht geweckt war, kam auch
durch die verdoppelte Aufmerksamkeit die Gewißheit, daß viele Phantome
Täuschung und Betrug seien. Denis ist nach wie vor der Ansicht
, daß Miller ein starkes Medium sei und daß eine Manifestation der
„Geister" in seinen Sitzungen außer aller Frage sei; aber er glaubt, daß
die falschen Phänomene zahlreicher sind als die echten und hierdurch
auch ein Schatten auf die letzteren fällt, der den Wert dieser beeinträchtigt
. M. L^on Denis bringt schwere Verdachtsmomente: Eine Dame
Mme. Hart hat deutlich gesehen, daß Miller, nur mit Beinkleidern bekleidet
, in kauernder Stellung und dann auf dem Boden liegend mit dem
Tüll manipulierte. Eine andere Dame hatte in derselben S£ance ähnliche
Beobachtungen gemacht. Nach einer Sitzung wurde am nächsten
Morgen beim Abbrechen des Kabinetts ein Fetzen Seidentüll gefunden.
Der Vergleich mit einem Stück Tüll, das man unbemerkt einem Phantom
abgeschnitten hatte, ergab, daß es derselbe Stoff war. Ferner fand
man bei einer anderen Gelegenheit einen schwarzen Lappen im Kabinet,
welcher mit Odeur aus Santal und Rose getränkt war. Es ist dies das
Parfüm, das fast in allen Sitzungen Millers bemerkt wird. In der berühmten
Kontroll-Söance hatte es gefehlt 1 An den Einwand, daß diese
Dinge von dem Medium übel wollenden Personen in das Kabinett geworfen
worden sind, will L6on Denis nicht glauben. Auch von dem
Einwurf, daß sogen, unbewußter Betrug seitens des Mediums eine Rolle
spielt, will Denis nichts hören: „Das Medium bringt diese Dinge wohlvorbereitet
und mit Ueberlegung mit in die Sitzung."

Zum Schluß erklärt M. L6on Denis, daß es besser sei, mit der
vollen Wahrheit herauszurücken als die Sache totzuschweigen.^ Die
Sache des Spiritismus verliert hierdurch nichts, aber sie würde geschädigt
, wenn man die Dinge verschweigen und sich so zu Komplizen des
betrügerischen Mediums machen würde. Dann sagt sich der Gelehrte
feierlich los von Miller, „der das Vertrauen nicht verdient, das wir ihm
zu leicht geschenkt haben auf die Worte der „bonne maman" und anderer
mehr enthusiastischer als klarsehender Personen hin." Das ist die

*) Perty, Der jetzige Spiritismus, Seite 145.
**) »Le Messager", 15. Oktober 1908.

Zentralblatt für Okkultismus. Jkrg. II. 30


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