Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
2.1908/9
Seite: 467
(PDF, 140 MB)
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9. Me Welt öes Uebersinnlichen.

Von E. W. Dobberkau, Schirgiswalde.

Von vielen Seiten aus versucht man es, in das geheimnisvolle
Reich des Uebersinnlichen einzudringen, um es zu erforschen. Den erfolgreichsten
Weg hat unser großer Philosoph Freiherr Dr. Carl du Prel
beschritten, sodaß seine Werke grundlegend sind für alle zukünftige Erforschung
des Okkulten.

Wenn wir als Naturforscher an die Welt des Uebersinnlichen herantreten
, müssen wir aber von anderen Grundlagen ausgehen als der
Philosoph. Wir müssen zunächst die Grenzen zu bestimmen suchen,
welche den Menschen und seine Welt des Denkens und Vorstellens umziehen
, um so kennen zu lernen, wo das Reich des Uebersinnlichen anfängt
und welche Beziehungen es zu unserer Welt des Sinnlichen hat.
Es sind da die Sinneswahrnehmungen, die wir zunächst untersuchen
müssen, um in ihnen festzustellen, inwiefern sie uns ein Bild von der
wirklichen Welt überliefern und ob sie uns nur eine Welt des Scheins
erkennen lassen. Bekanntlich behauptet die Vedanta-Philosophie, daß
wir im Erdenleben nur in einer Scheinwelt leben, die W^lt des Seins
uns also ganz unbekannt bleibt. J. Kant, der größte deutsche Denker,
hat Aehniiches nachgewiesen, indem er die „Welt an sich" von der
„Welt der Vorstellung" unterschied, und sein Schüler, d6r Philosoph
Schopenhauer, schloß sich daher der indischen Philosophie auf das
engste an.

Wie nun Untersuchungen der Naturwissenschaften in neuerer Zeit
klarlegten, deckt sich tatsächlich nicht unsere Welt der Vorstellung mit
der Wirklichkeit. Wir glauben zu sehen und zählen in Wahrheit nur
Schwingungen des Lichtstrahles, die die Sehstäbchen und -Zapfen unseres
Sehnerven, die sogenannte Netzhaut, treffen. Wir glauben zu hören und
zählen in Wahrheit nur den Rythmus der Luftwellen, die unser Trommelfell
im Ohre erschüttern. Die Welt der Düfte aber bleibt uns Menschen
eine zusammenhangslose Welt, da wir Augenwesen sind. Es gibt aber
unzählige Wesen, die als Nasentiere allein aus den Geruchseindrücken
sich ihr Weltbild aufbauen müssen, da sie alle sehr schlechte Seher sind.

Und dann gibt es sogar noch sehr viele Wesen, die in dunklen
Höhlen oder in den Meerestiefen leben, die allein durch das Tastgefühl
ein Weltbild überliefert bekommen, da ihnen sowohl Ohren als auch
Augen fehlen. Von diesen Sinneseindrücken können wir normalen
Menschen uns überhaupt kein Weltbild aufbauen, nur arme, unglückliche
Blinde und Taube müssen sich durch die Eindrücke ihres Tastsinnes
ein Bild von der Welt machen. Zu ihnen gehört auch das größte
Wunder der Erziehungskunst, Frl. Helen Keiler, die blinde und taubstumme
Studentin, die bis zu ihrem 7. Lebensjahre noch wie ein Tier
lebte und erst durch die hingebende Liebe ihrer Lehrerin, Frl. Sullivan,
zu einem Menschen gemacht wurde, die trotz der Jugend schon Bedeutendes
in der Welt des Denkens leisten konnte.

Stimmen nun diese 3 Welten, von denen ich bis jetzt sprach, überein
? Ganz gewiß nicht! Dies sagt uns schon die geringste Ueberlegung.
Denn die Welt der Augen muß sicher eine Welt der körperlichen Entfernungen
sein, die Welt der Düfte eine Welt des Unbehagens oder
Wohlbefindens, eine Welt, in der der Raum sicher nur eine untergeordnete
Bedeutung hat, und die Welt des Tastsinnes kennt nur Körper, die
durch Leeren von einander getrennt sind und hat keinen Ueberblick über

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