Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
2.1908/9
Seite: 488
(PDF, 140 MB)
Bibliographische Information
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488 —

Lebensabend verbringt, stellt ebenso ihrer geistigen Rüstigkeit wie
ihrem Forschungseifer und ihrer Seelenharmonie ein erquickendes
Zeugnis aus. Wir würden die Zuschrift um ihre Originalität und
Wirkung bringen, wenn wir sie irgendwie antasten würden, und
geben sie daher nachstehend unverändert wieder. D. Red.
Leider darf ich hier nur auszugsweise diese Zuschrift wiedergeben,
aber ich hoffe, die Leser werden schon dadurch große Befriedigung
empfinden, wer aber den vollen Genuß haben will, der sei nochmals
auf die Nummer 6 der „Allgemeinen Zeitung" verwiesen.

„Ich habe," schreibt also die große Philosophin, „in einem langen
Leben viel erfahren, gesehen und erlebt, habe manche bedeutende
Zeitgenossen zu Bekannten und Freunden gehabt; wie es so halt geht,
ist auch mein Leben voll Arbeit und Mühe, reich an Erfolgen und Mißerfolgen
, an Glück und Leid gewesen. Und da ich eine altmodische
Frau aus dem Volke bin und weil mein gesunder Menschenverstand und
Mutterwitz nicht allzu viel durch Ueberbildung und Verbildung gelitten
haben, so ist es vielleicht für Sie und Ihre Leser nicht uninteressant,
s was unsereiner halt so denkt und spintisiert über die moderne Weltanschauung
. Wenn ich meinen Artikel überschreiben wollte, so würde
er lauten: „Ist das alles?" Denn mein 6jähriger Urenkel fragt schon
ganz keck darauflos: „Ahne, wer hat das gemacht?", z. B. bei einem
Automobil, daß sich Gott weiß wie in unsere Weltabgeschiedenheit verirrt
hatl „Ahne, wie hat der Mann das machen können?" usw. Nun
frage ich auch: Wer hat die Großhirnrinde mit ihrer ungeheuer feinen
verwickelten Struktur zum Sitz des agens movens (als Pfarrerstochter
kann ich etwas Latein) der sog. Seelenkraft gemacht?

Woher kommen Kraft und Stoff? Sie, Herr Forel, sagen: Ohne
komplizierte lebende Hirnstruktur und ohne ihre Funktion gibt es keine
höheren Seelenerscheinungen? Gewiß nicht, aber wie ist die Verbindung
des Substraktes mit der Molekularkraft? oder mit anderen Worten: Was
ist Leben? Was ist Tod? Sie sagen ferner: „Wir kennen heute genauer
die Struktur der Großgehirnrinde 1" Aber können wir die Materie
derselben in ihre einfachsten Elemente zerlegen? Können wir die chemische
oder motorische Kraft auf ihre Einheit zurückführen? Ein
frischtotes Gehirn hat dieselbe Struktur wie ein eben noch lebendes, —
warum funktioniert es nicht mehr, warum ist mit dem „ein bißchen"
veränderten Chemismus die typische Funktion desselben beendet?

Ferner nehmen wir an, Prof. Forel und ich stürben zur selben
Zeit und die exakte Wissenschaft der Gehirnphysiologie und Gehirn-

f>athologie untersuchte unsere zwei Gehirne. Ich wollte wetten, man
ände nicht viele oder gar keine Unterschiede in der Struktur, und
doch waren wir bei unseren Lebzeiten zwei grundverschiedene Persönlichkeiten
, wie Wesen zweier getrennten Welten!

Ularum funktioniert bei demselben Substrakt und derselben treibenden Kraft
diese 0eWrnma$d)ine so ganz anders? „Löse mir, Graf Oerindur, diesen Zwiespalt
der Natur?".......

Lieber Herr Forel, Sie zeigen uns gleichsam die schöne Struktur
der Bausteine, ferner ein Endchen vom Bauplane, kaber wir wollen auch
gerne den Baumeister kennen, die Arbeitskräfte, die Motoren begreifen
lernen, die an den und mit den Bausteinen herummanövrieren. Ist
Ihnen das zur Zeit noch nicht möglich, so sagen Sie uns ein ehrliches
und bescheidenes „Non possumus" und vertrösten Sie uns auf eine
fernere Zukunft, wo die Wissenschaft die chinesische Mauer ihrer Grenzen


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