Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
2.1908/9
Seite: 491
(PDF, 140 MB)
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zusetzen, weil wir sonst das durchaus Eigentümliche dieser Lehren nicht
wohl erklären können. Die eigenartige religiöse Ansicht der Ekhum-
meschalehre wirkte vorzugsweise auf die Volksreligion der Hindus südlich
vom Ganges. Es gibt Tempel in Indien, die durchaus keine Bildwerke
, sondern als Symbol der Gottheit nur eine Kugel enthalten. Die
Sekte, die hier ihren einfachen Gottesdienst abhielt, der vornehmlich in
Preis- und Lobgesängen der Gottheit bestand, wurde sicher von den
Anhängern des Sastras und den Verehrern Ekhummeschas gebildet.
Der Begriff, den Ekhummescha aufstellt, ist hoch und erhaben. Die Darstellung
seiner Allmacht als Schöpfer ist großartig. Er wollte Wesen um
sich haben, die an seiner Seligkeit teilnehmen könnten. Diese Wesen
waren aber noch nicht, er wollte — und sie waren. Er sprach: Es werde
das Weltall — und es ward. Diese Darstellung erinnert an Jehova bei
Moses, der sprach: Es werde Licht —und es ward Licht. Aber auf
die Schöpfung der Welt verwendete Jehova, wie Ormuzd, sechs (göttliche!)
Tage und ruhte am siebenten. Es bieten sich viele Punkte zur Vergleichung
zwischen Jehova, wie die Genesis ihn darstellt, und Ekhummescha dar.
Die Allwissenheit und das Vorwissen des letztern erstreckt sich zwar über
alles, doch nicht auf die freien Handlungen der Geister, die er des
Guten sowohl wie des Bösen fähig schuf und beides ihrer Wahl
überließ, weil ohne diese Freiheit das Gute selbst keinen Wert
haben kann. Der Abfall der Geister setzt ihn daher in Bekümmernis
und Zorn. Kann man sich Jehova anders denken, wenn es ihn bei der
Sündflut gereut, die Menschen erschaffen zu haben, weil sie böse sind
und er im Zorn beschließt, sie zu vernichten? Obwohl Ekhummescha
sich in sich selbst zurückziehen und sich selbst den Geistern unsichtbar
machen kann, wird er doch immer in räumlichen Verhältnissen
gedacht. Ebenso wie Jehova, wenn er herabfährt, das Tun der
Menschen zu sehen, oder wie in Sodom die Gerechten erst zählen läßt.

Ekhummescha steht hier mit Ormuzd und Buddha auf einer Stufe,
dagegen Ze rwane Aker ene im Zend-Avesta und Damata im Buddhismus
höher gedacht sind. Die Namen Zerwane Akerene und Ekhummescha
haben eine Bedeutung: die ungeschaffene, nicht gewordene
Zeit und der Eine, der immer war. Sobald die Menschen zu der
Reife gelangt waren, die Gottheit zu denken, war der erste Begriff von
ihr ohne Zweifel der eines Wesens, das nicht geworden, sondern
immer war.

Einer der ersten Gegenstände, über den die Menschen zu denken
begannen, sobald sie eine Stufe sittlicher Bildung erreicht hatten, die sie
fähig machte, über Gutes und Böses in Bezug auf die Gottheit nachzudenken
, war der Ursprung des Bösen. Anfänglich nahm man wohl
natürliches Uebel und moralisches Böses als eines. Dann trennte
man beides und machte die erstere zur Folge des letzteren. Der Zend-
Avesta und Sastra des Brahma stimmen hier überein. Beide schreiben
den Ursprung des Bösen dem freien Entschluß eines allmächtigen
Geistes zu, der von seinem Schöpfer der allmächtigen Gottheit
(Universalgeist!) abfiel und böse wurde und das Böse verbreitete. Im
Avesta bringt dieser Geist zahllose Scharen anderer böser Geister hervor
. Im Sastra verführt er diese früher heiligen Dewetascharen und
zieht sie in seinen Fall. In beiden Systemen ist dieser Ursprung des
Bösen die veranlassende Ursache zur Schöpfung der Körperwelt
. Sie wird von der Gottheit als Mittel gewählt, das Böse
wieder zu vernichten, ein Zweck, der nach dem Avesta ganz, nach


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