Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
2.1908/9
Seite: 495
(PDF, 140 MB)
Bibliographische Information
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1908/0502
— 495 —

durchgearbeitet hatte und von der Wahrheit dieser edlen Wissenschaft
überzeugt war, versprach ich mir einige Jahre danach (es war im Jahre 1907,
da ich gelegentlich nach Berlin fuhr) viel Freude davon, einen der
„Astrologen", der durch vielversprechende Ankündigungen auch weiteren
Kreisen bekannt sein dürfte, von Angesicht zu Angesicht sprechen zu
dürfen. Als ich dann nach stundenlangem Zögern endlich vorgelassen
wurde, wurde mir bald klar, daß der gute Mann nicht einmal die Begriffe

über Planeten, Tierkreis und Adspekte zu unterscheiden wußte,--und

sein Ehegesponst offenbarte mir dann auch bald, daß sie die astrologischen
Prognosen dadurch erhalte, indem sie den Kopf in die Hand
stütze: „Die Gedanken der astrologischen Aussprüche fallen ihr dann

so ein."---Heute kündigt derselbe Herr — nun als „Direktor"

eines „Wissenschaftlichen Institutes für Graphologie, Astrologie und
Okkultismus" — in seinen mehrere Seiten starken Prospekten an, daß
er sich im Besitze eines großen astrologischen Original-Systems (welches
mit der goldenen Medaille und Ehrendiplom auf der internationalen
Welt-Ausstellung zu Paris ausgezeichnet worden) sowie eines „Astrai-
Phänomen 1908" und ähnlichen mit hochtrabenden Namen benannten
Künsten befinde, durch die es ihm ermöglicht wird, für jeden Preis, von
1 bis 1000 Mk., Auskünfte über alle möglichen Schicksalsfragen zu
erteilen!!!

Ein anderer „Astrologe", der sich für Horoskopsteüen öffentlich
anpries, weshalb ich ihn persönlich aufsuchte, um evtl. aus seinem
Wissensschatz etwas zu profitieren, war jenem „jetzigen Direktor" an
astrologischen Kenntnissen weit überlegen. Denn dieser kannte wenigstens
schon den Unterschied von Planeten, Tierzeichen und Adspekten. —
Wollte dieser „Astrologe" für jemand ein Horoskop stellen, so sah er
einfach in seinem Familienkalender (Lahrer Große Hinkender Bote) nach,
in welchem Tierzeichen sich Sonne und Mond an dem bewußten Tage
befanden. Das betreffende Zeichen der Sonne drehte er dann in seinem
Modell nach links als Aufgang, stellte alsdann Sonne und Mond in die
betreffenden Zeichen, die Planeten — wenn es eine Taggeburt war —
in ihre Zeichen des oberen Halbkreises, oder — wenn es eine Nachtgeburt
war — in ihre Zeichen des unteren Halbkreises, und prognostizierte
dann fest darauf los. Und er beklagte sich zu mir, daß der
Preis von 10 Mk., den er für die Fertigung eines solchen Horoskopes
beanspruche, eigentlich viel zu gering sei.

Solche Erfahrungen wären nun dem Neuling in dieser Wissenschaft
insofern sehr heilsam, indem sie zum Selbststudium derselben leiten.
Und ein Selbststudium der Astrologie wird heute dem deutschsprechenden
Publikum durch die vorzüglichen Lehrbücher des Herrn Brandler-
Pracht ja so leicht gemacht.

Doch nun zurück zum Hauptzweck dieser Zeilen, einige Worte
über den „wahren Geburtsmoment."

Wie den in der Astrologie Eingeweihten bekannt ist, ist es möglich
, für jedes Ereignis ein astrologisches Horoskop zu stellen; die
Hauptsache hierbei ist die, daß man den Zeitpunkt des Eintretens des
betreffenden Ereignisses festzustellen vermag, nach welchem alsdann
alle anderen Berechnungen ausgeführt werden. Es gibt also kein
Ereignis, für das ein Horoskop nicht zu stellen möglich wäre!
Bezieht sich das betreffende Ereignis nun auf die Geburt eines Menschen,
dann bezeichnet man das Horoskop auch als Nativität.


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