Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
2.1908/9
Seite: 496
(PDF, 140 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1908/0503
— 496

In der Fußnote des Artikels des Herrn Parthen wird gesagt, daß
nach Ansicht hervorragender alter und moderner Astrologen „der stets
mit einem Schrei verbundene erste Atemzug des Kindes als der wahre
Geburtsmoment zu betrachten ist* Ist nun zunächst der erste Atemzug
des Kindes denn aber auch tatsächlich immer mit einem Schrei verbunden
?

Durch den ersten Atemzug des Kindes beginnt der sog. kleine
Kreislauf des Blutes, d. h. die Strömung des Blutes aus der rechten
Herzkammer in die Lungen und von da zurück in die linke Herzkammer.
Mit diesem gleichen Moment beginnt auch die Rechtsfähigkeit des
Menschen nach dem deutschen Bürgerl. Gesetzb. § 1. Hängt z. B. von
einer stattfindenden Geburt eine Erbschaftsangelegenheit ab, das neugeborene
Kind gab aber nach der Geburt kein wahrnehmbares Lebenszeichen,
bei der darauf vorgenommenen Sektion fand sich jedoch Blut in den
oben angeführten Blutgängen, so ist dieses ein Anzeichen dafür, daß
eine lebende Geburt stattgefunden hat, das Kind folglich auch geatmet
haben muß und somit das Kind bezw. dessen Eltern dadurch
die Erbberechtigung erlangen. Findet sich in den genannten Blutgängen
jedoch kein Blut, dann wird die Geburt als eine Totgeburt und
gesetzlich (bezüglich der Erbangelegenheit) als nicht vorhandenseiend
betrachtet. Da nun aber ohne den ersten Atemzug der sogen, kleine
Kreislauf des Blutes nicht in Tätigkeit tritt, ersehen wir schon hieraus,
daß der erste Atemzug durchaus nicht stets mit einem Schrei verbunden
istl Andere Beispiele lehren uns, daß beim neugeborenen Kinde manchmal
erst geraume Zeit nach der Geburt merkliche Lebenszeichen, wie
Herzschlag (der nur durch die Atmung hervorgerufen wird), wahrgenommen
werden, ohne daß das Kind jedoch auch nur einen leisen Laut
von sich gibt; wir könnten hierüber aus den reichen Erfahrungen der
Wehmütter manche Belehrung erhalten.

Wenn nun also ein Kind wie tot zur Welt kommt und die Lebenszeichen
stellen sich bei demselben erst nach längerem Zeitraum ein
(wie dies Goethe über seine Geburt mitteilte), sollte dann, um die Nativi-
tät stellen zu können, auch erst der Moment des ersten Schreies abgewartet
werden? — Oder aber es erfolgte überhaupt kein wahrnehmbares
Lebenszeichen, dann wäre ja somit nach den Ansichten der vorbenannten
Astrologen überhaupt keine Möglichkeit vorhanden, über solch

Ereignis eine Nativität zu stellen--trotzdem doch sonst über jedes

Ereignis ein Horoskop zu stellen möglich istl

Dieses ist nun unzutreffend 1 Im Gegenteil kann der Astrologe
schon aus der Behinderung des Lebens beim Neugeborenen auf eine
d° des C zu anderen Gestirnen schließen, noch ehe man die Konstellation
beobachtet hat; wie dieses auch Goethe nachträglich, als er seinen Geburtsmoment
mit den Gestirnkonstellationen nachprüfte, bestätigt fand.*)

Daß nun aber auch der Moment des Durchschneidens der Nabelschnur
nicht als „wahrer Geburtsmoment" aufgefaßt werden kann, geht
schon daraus hervor, daß dann ja der „wahre Geburtsmoment" sozusagen
von der Willkür der Wehmutter abhinge, umsomehr, da selbst Platen
in seiner „Neuen Heilmethode" empfiehlt, mit dem Durchschneiden der
Nabelschnur solange zu warten, bis der Mutterkuchen durch die Nachwehen
ausgetrieben wird.**)

*) Vergl. Goethe, „Aus meinen Leben", 1. Buch.

**) Vergleiche Platen, „Neue Heilmethode0 518—547. Tausend. IV. Bd., S. 394.


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