Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
2.1908/9
Seite: 504
(PDF, 140 MB)
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Nachdem ihr dies alles bewilligt worden, kamen wir gerade an dem
Nachmittage zu ihr, als sie am Morgen ihre „Papiere" herausgenommen
hatte, wie man diesen Akt kurz in Amerika bezeichnet.

Sie war Feuer und Flamme über die Heuchelei der Menschen:
„Ein schmutziges, abgerissenenes Buch liegt da, das sollte ich küssen!
und darauf schwören, denn es war die BibelI also Heiligstes in der
Form 11 „Nein! Herr! (no Sir, eo such thing!) daraus wird nichts!" rief
ich ihnen in meiner deutlichsten Art zu! Erstens ist es überhaupt ein antihygienischer
Vorgang sondergleichen, daß irgend ein Mensch dieses Häufchen
Schmutz — das die schmutzigsten Lippen berühren--küssen

soll, und zweitens kann ich nicht darauf schwören, denn ich glaube
nicht an das, was drinnen steht!"

Bis dahin hatte meine etwas ungewöhnliche Weise halb die Entrüstung
der Herren, halb ihren Sinn für Humor erregt, aber als ich
diese ungläubigkeit zur Schau trug, wurden sie in echt angelsächsischer
Heuchelei ganz ernsthaft und riefen: „Ja, Sie sind doch eine Christini"
„Nein", gab ich triumphierend zur Antwort, „das bin ich eben nicht!"

„Ja, was sind Sie dann?" frugen die Herren neugierig, da ich ihnen
mit meiner umgekehrten Nase wohl kaum denn Eindruck einer Jüdin
machte.

Nun kam mein großer Augenblick. Mit starker Stimme rief ich:
„Ich bin eine Heidin!" — Große Bewegung unter allen Anwesenden! —
Einige rückten fort von mir, andere neugierig näher. Nun wollten sie
von mir hören, an was ich denn glaube? ob ich Götzen-Anbeterin sei
oder Sonnendienst treibe?

„Ja, meine Herren, das wäre eine zu lange Geschichte, Ihnen das
ganze philosophische System auseinanderzusetzen, aber, glauben Sie
mir, es ist ebenso vernünftig als vieles in Ihrer Religion! Ich habe die
Ehre!" — Raffte meine Papiere zusammen und ging stolz, im Bewußtsein
meines Heidentums davon."

Wir lachten alle herzlich, denn wir kannten ja den engherzigen
Sinn der sonst so großzügigen Amerikaner, sobald es sich um religiöse
Fragen handelte, und konnten uns daher die verblüfften Gesichter der
Herren bei H. P. Blavatsky's Erklärungen denken.

Es waren aber unter den Besuchern doch auch einige „christliche"
Amerikaner und da konnte es nicht fehlen, daß einer die Frage aufwarf:
„Sie sind doch selbst in der christlichen Religion geboren--weshalb
sind sie ihr so feindlich?"

Nun wurde sie ernst und erwiderte: „Nicht der erhabenen Lehre
des Jesus von Nazareth — der ein hoher, edler Meister war — bin ich
feindlich gesinnt! Diese Lehre ist dieselbe wie jenes anderen Meisters,
des Lord Buddha, den ich auf das allerhöchste verehre. Aber Feind bin
ich all der bornierten Zutaten, die durch die Priester dazu gekommen
sind. Wir haben in Indien die Gesellschaft der Arja Somaji gegründet,
gerade um die alte Religion der Vedanta von den um sie angesammelten
Schlacken zu befreien, denn diese Verunreinigung besorgen die Priester
in allen Religionen; wenn eine solche Gesellschaft sich heute im Christentum
bildete, ich wäre eines ihrer ersten Mitglieder."

„Nun, der Protestantismus", wagte Jemand den Zorn der Blavatsky
zu unterbrechen.

„Papperlapapp! Unsinn! Der Protestantismus hat gar nichts verbessert
; denn ob da ein paar Bilder mehr oder weniger hängen, das
ändert nichts an den andern Dingen: Christus als wirklichen Gott, da-

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