Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
2.1908/9
Seite: 531
(PDF, 140 MB)
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531 —

a) Theoretisches und Kritisches.
1. Einführung in die ]Neu~?$ycho!ogie.

Von Paul Krojanker, Berlin.

Die alte Psychologie beruht auf der Lehre von den Vorgängen im
lebenden Körper, besonders auf den Prozessen, welche sich in den Seelenorganen
, dem Nervensystem und dem Gehirn abspielen. „Da Bewußtsein
sich nur am Lebenden äußert und da die Bewußtseinszustände sich
ändern mit den Zuständen des Körpers, so erklären wir die Seele als
eine Funktion des Körpers, die Seelenerscheinungen für Lebenserscheinungen
, welche sich von anderen Vorgängen dieser Art (besonders im
Nervensystem) zunächst dadurch sondern, daß sie eben mit Bewußtsein
einhergehen. Die Medizin faßt also das Bewußtsein als Begleiterscheinung
biophysischer Vorgänge auf, keineswegs aber hiermit ohne weiteres als
resultierende derselben im mechanischen Sinne.

Diesen Standpunkt teilen mit dem berühmten Gehirnforscher Flechsig
die meisten Vertreter der exakten Wissenschaften, zum Teil ohne das
Zugeständnis, welches im letzten Satze enthalten ist.

Ich stehe nun durchaus nicht auf dem Standpunkt, daß wir in der
okkulten Forschung uns immer ängstlich anlehnen sollen an die Methoden
und Ergebnisse der anerkannten Wissenschaft, sondern meine vielmehr,
daß wir als Okkultisten eigene Wege gehen und eigene Ziele aufstellen
dürfen, ohne jede Rücksicht auf wissenschaftliche Dogmen. Nur um
jenen Forschern ihre schwachen Punkte zu beweisen, ist es gut und nützlich
, die Ergebnisse ihrer Arbeiten kennen zu lernen.

Im Gegensatz zu dieser naturwissenschaftlichen Seelenlehre, lehrt
uns die neue Psychologie den Menschen auffassen als ein geistig-seelisches
Wesen, für welches der physische Körper nur ein Instrument
darstellt, dessen es sich bedient zum Zwecke seiner Entwicklung. —
Die fünf Sinnesorgane sind die Eingangstore, durch welche die Eindrücke
der Außenwelt zu unserem Bewußtsein gelangen. Wir sagen dann, wir
sehen, wir hören, riechen, schmecken und fühlen. Verfolgen wir aber
den Vorgang, wie ein Reiz durch unser Nervensystem aufgenommen und
fortgeleitet wird, so können wir nur jedes Mal Folgendes feststellen: Der
Reiz trifft den betreffenden Endapparat des Sinnesorganes, z. B. Gesichtseindrücke
das Auge/ Gehörseindrücke das Ohr. Die in diesen Organen
befindlichen Endausbreitungen der Gesichts- und Gehörsnerven leiten
dann den Reiz zu einer bestimmten Stelle innerhalb der großen Hirnrinde.
Darauf erfolgt die Wahrnehmung. Könnten wir jetzt sehen, was hierbei
vor sich geht, so würden wir mehr beobachten können, daß innerhalb
einzelner Nervenfasern eine ihrem Verlaufe entsprechende Bewegung von
Zelle zu Zelle stattfindet, und daß schließlich die feinsten Teilchen einiger
Ganglienzellen im Großhirn in Schwingung versetzt werden. Von dem
Entstehen einer Wahrnehmung selbst ist bei diesem Vorgange nichts zu
bemerken. Wenn wir z. B. einen Gegenstand ansehen und es entsteht
in uns die Empfindung von Blau, so kann sich dieser Vorgang nicht
in den Nervenfasern und im Gehirn abspielen. Auch wenn wir uns irgendwo
verletzen und es entsteht auf dem Wege der Nervenleitung eine

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