Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
2.1908/9
Seite: 541
(PDF, 140 MB)
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die ganze Person verborgen. Und der Kundige vermag daher aus den
Augen, den Gesichtszügen, der Schädelform und anderen Körperteilen
ebensowohl verborgene Anzeichen des Menschen zu entziffern, wie der
Chiromant aus den Runen der Hände. Wollte man von der Physiognomik
oder der Prognose aus anderen Körperteilen aber annehmen, der Ausbau
derselben datiere erst seit Lavater *)> so beruhte diese Annahme auf Irrtum
, denn schon das geheimnisvolle kabbalistische Buch „Sohar" berichtet
aus alter Vorzeit nicht nur über Astrologie und die verborgenen
Planetenzeichen, welche in der Handfläche eingeprägt sind, sondern auch
über das Lesen aus dem Gesicht des Menschen. Eine diesbezügliche
Stelle im Sohar2) lautet nach der Uebersetzung folgendermaßen:

„Aber selbst am Firmament, welches das Weltall umschließt,
sehen wir verschiedene durch die Sterne und Planeten gebildete
Figuren, welche uns verborgene Dinge und tiefe Geheimnisse ankündigen
. Ebenso finden wir auf der Haut, welche unseren Körper
umgibt, Formen und Züge, welche als die Planeten und Sterne
unseres Körpers zu betrachten sind. Alle diese Formen haben
einen verborgenen Sinn und sind ein Gegenstand der Aufmerksamkeit
für die Weisen, welche im Gesicht des Menschen lesen können."

Da bei der Physiognomik jedoch die Ereignisse, die der Vergangenheit
angehören, sich mehr ausprägen, während bei der Chiromantie dieses
gerade das Gegenteil ist, indem hier die Zeichen der Ereignisse aus der
Vergangenheit mehr erlöschen, dagegen diejenigen für das Zukünftige
markierter sind, stand die Chiromantie von jeher in bevorzugterem Ansehen
. Der Grund aber, weshalb die Hände mit ihren Runen gerade
eine bevorzugte Stelle einnehmen, ist seiner tiefen okkulten Bedeutung
wegen nicht leicht zu beschreiben. Es sei hier nur daran erinnert, daß
eben auch die Hand es ist, durch welche die belebende Kraft des sogen,
animalischen Magnetismus ausströmt 3) und daß die Hand es ist, in
welche (statt des Eides) das Versprechen der Wahrheit gegeben wird.
In dem vorhin bezeichneten kabbalistischen „Buche Jezirah* wird das
Verborgene bezüglich der Hand in folgenden Worten angedeutet:

„Er machte mit ihm einen Bund zwischen den zehn Fingern
seiner Hände, und das ist die Zunge; und band die (gesamten)
Buchstaben an seine Zunge und entdeckte ihm ihren Grund." 4)

Es ist nun aber in der Chiromantie damit nicht allein des Wunderbaren
genug, daß man die Vorzeichen der künftigen Geschicke des
Menschen in seinen Handrunen zu erkennen und zu deuten vermag,
sondern die Runen jn der Hand weisen auch gleichzeitig darauf hin,
in welchem Teile des Lebensalters dies oder jenes Ereignis dem Menschen
begegnet. Wenn z. B. die Rune des Mars5) „Vermächtnisse bezw. künftigen
Besitzstand", oder die Rune des Merkur 6) eine „Verwundung" anzeigt
, so ist auch gleichzeitig aus dem Orte der betreffenden Zyklen T)

J) Vergl. dessen „Physiognomische Fragmente zur Beförderung der Menschenkenntnis
und Menschenliebe". Leipzig, 1775—78.
*) Sohar Tl. II, Fol. 76a.

3) Vergl. Karl Brandler-Pracht „Lehrbuch zur Entwicklung der okkulten Kräfte
im Menschen". Leipzig, 1907. Verlag von Max Altmann.
*) Siehe „Buch Jezirah". 6. Kap., 4. Abschn.

5) Siehe Aphorisme Nr. 134 in der vorn bezeichneten Schrift „Die Runen
der Hand und ihre Bedeutung".

6) Siehe Aphorisme Nr. 297 ebendaselbst.

0 Vergl. ebendaselbst die Aphorismen von Nr. 351 bis zu Ende.


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