Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
2.1908/9
Seite: 549
(PDF, 140 MB)
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- 549 —

Zwei Brüder und ihre älteste Schwester gingen eins nach dem
andern über den Ozean, um in dem gelobten Land Amerika Brot und
Selbständigkeit sich zu erringen.

Das Klima bewegt sich dort zwischen den Extremen der höchsten
Kältegrade im Winter und der höchsten Hitzegrade im Sommer; dazu
kommt der häufig oft plötzliche Temperaturwechsel überhaupt.

Klima in Verbindung mit Berufsbeschwerden raffte den einen
Bruder, dann den anderen dahin. Die Schwester, welche ihrerseits nicht
weniger Strapazen durchzumachen hatte, erlag nicht, und zwar warum ?
Ich vermute, sie barg in ihrer Natur mehr Zähigkeit und Widerstandskraft,
aliein schon dadurch, daß sie die älteste der Geschwister war.

Bei der Pflanze erkennt man es als ein Naturgesetz, daß die erste
Blüte den besten Samen liefert. Die erste Blüte ist, beachtet man z. B.
die Georgine (Dalia) die vollere, die kräftigere, denn sie ist es, die den
Säftestrom zunächst absorbiert. Was bei der Pflanze augenscheinlich
Naturgesetz, sollte beim Menschen stichhaltig bleiben, wenn auch weniger
offenkundig.

Es ist eine bekannte Tatsache, daß sehr viele unserer großen Männer
aller Zeiten die Söhne von Handwerkern waren. Sokrates' Vater war
Bildhauer, der Vater des Demosthenes ein Messerschmied, Shakespeares
Vater war Metzger, Beethovens Vater war Bierbrauer, des Nazareners
Vater war Zimmermann.

Ein Genie hervorzubringen, haben viele Generationen ihr Bestes
beizutragen, allein die direkte Uebermittelung geschieht durch Vater und
Mutter. Der Vater eines Genies muß ein Mann sein von bedeutenden
Naturgaben. Triffts sichs nun, daß dessen Beschäftigung zum größeren
Teil mechanischer Art ist, so daß seine geistigen Kräfte nicht erschöpft
und erschlafft sind, weil nicht übermäßig angestrengt, so wird er seinen
Kindern ein gut gesund Teil höchster Fähigkeiten übertragen, und damit
ist die erste Grundlage gelegt für deren spätere Größe.

Ais Gegenstück gehört es nicht zu den Seltenheiten, daß die Söhne
und Töchter berühmter Advokaten, Prediger, Schriftsteller etc. geistig
sehr unbedeutend sich erweisen. Ganz erklärlich: der Vater hatte seine
Geisteskräfte übermäßig angestrengt, in seinem Berufe verausgabt. Auf
die Kinder konnte davon nichts übertragen werden. Sie gehen durchs
Leben als eine geistige Null.

Wir begegnen auf der Straße zuweilen Frauen, welche trotz ihrer
Dürftigkeit im Anzüge eine sehr feine Organisation verraten. Ich glaube
darin Frauen zu erkennen, welche, im ärmlichen Dachstübchen sich versteckend
, traurig, aber »ehrlich, ein kümmerliches Leben fristen mit Nähen,
Sticken oder dergl. Woher kommen sie? Ihre feingeschnittenen Gesichtszüge
, durchsichtige Haut und edle Körperformen lassen darauf
schließen, daß sie nicht der Hefe des Volkes entsprossen, sondern alles
deutet auf gebildete Voreltern. Sie selbst mögen von ihrer Abkunft
nichts sicher wissen, nur fühlen sie sich in unbequemem Widerspruch
mit ihrer Umgebung. Sie mögen wohl Abkömmlinge sein einer verarmten
Aristokratie. Die Frauen, die Töchter rafften sich auf und griffen
im geheimen zur Arbeit. Ihre Kinder verheirateten sich später mit
Männern, die ihren äußeren Verhältnissen angepaßt waren.

Das Ererbte an feiner Organisation bleibt und setzt sich dann fort
in den Nachkommen.


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