Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
3.1909/10
Seite: 18
(PDF, 134 MB)
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— 18 —

Auch wenn sich die Schläfer im Tale verdrossen auf die andere
Seite legen und behaupten, nichts von dem Lichte wissen zu wollen.

Aber das Licht ist da und wird in kurzer Zeit zu allen kommen.

Freilich, wer die Augen absichtlich schließt, für den gibt es kein Licht.

Aber wer die Menschen kennt, weiß, daß sie alle sehnsüchtig nach
Licht verlangen, daß sie es müde sind, in der Finsternis zu wandeln.

Es war ein trauriger Anblick, einen Edlen in der Finsternis dahin-
schreiten zu sehen, und man konnte sie zu Hunderten sehen, wie sie
sich weitertasteten im fahlen Schein ihrer kleinen Laternen an der Brust.

Sie waren wahrheitsliebend, voll Gefühl und Charakter, stark und
treu, sittlich einwandsfrei, voll Mitleid und Güte zur Menschheit, sehr
arbeitsam, vielleicht zu arbeitsam, denn die Arbeit war ihr alles, außer
ihr besaßen sie fast nichts. Ruhte die Arbeit, so standen die Gedanken
auf, die Gedanken der Finsternis, die Furcht, die Unruhe, der Zweifel,
die Ohnmacht, die Entmutigung, ja die Verzweiflung; denn nirgends war
ein Halt, man wußte nicht, wo man ging, das Gefühl, vielleicht auf einem
Vulkan zu stehen oder auf Moorgrund zu wandeln, ließ den Boden unter
den Füßen wanken, und da griff der Edle wieder zur Arbeit, um, wenn
der Tag des Versinkens kam, auf dem Wege der Pflicht in das Nichts
zu versinken, wie die anderen vor ihm, von deren Schicksal man nichts
wieder erfahren hatte.

Das Herz blutete uns, wenn wir solche Menschen sahen!

Wenn sie hätten ihre Gedanken zur Klarheit bringen wollen, so
hätten sie gesagt:

„Ich weiß, daß ich ein Nichts bin, ein Sandkorn am Meer, jedem
Zufall der Elemente preisgegeben; ja jeder Bazillus ist stärker als ich,
warum lebe ich überhaupt, warum habe ich die Qual des Daseins nicht
längst abgeschüttelt? Vielleicht ist mir beschieden, an einer schrecklichen
Krankheit langsam dahinzusiechen, wenn bereits meine Geisteskräfte gebrochen
sind; wer weiß es, ich weiß es nicht, ich gehe im Dunklen der
ewigen Macht entgegen, ich werde sterben wie die Blüten am Baum,
wie die Fliegen in meinem Zimmer. Es kann im Weltall kein Unterschied
sein; wer die Milchstraße betrachtet, weiß, was er ist, seeliger
Kinderglaube, der die Haare auf dem Haupte gezählt wähntl Ich bin
so allein, so verloren, so einsam, so gottverlassen wie keine Kreatur im
Universum, wo soll ich mein müdes Haupt hinlegen? Erst im Grabe
ist die Tragikomödie zu Ende, und wahrlich, le jeu ne vaut pas la
chandelle!

Und weshalb stürze ich mich nicht wenigstens während dieser
kurzen Lebenstage in die Arme des skrupellosen Vergnügens? Weshalb
mache ich noch einen Unterschied zwischen Gut und Böse? Ich weiß
es nicht! Ich kann den nicht tadeln, der sein Leben genießt und sich
selbst den Tod gibt. Doch der angeerbte Instinkt in mir ist so stark,
daß ich auf dem Wege des Rechts und der Pflicht gehen muß; das Blut


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