Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
3.1909/10
Seite: 33
(PDF, 134 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1909/0040
I

— 33 —

Kulturgeschichte", Berlin, 1903) zu dieser Bemerkung veranlaßt: „Die richtig
und andauernd geübte Yoga-Praxis . . . verschafft nach allgemeinem
Glauben dem Menschen die in der indischen Literatur oft erwähnten
Wunderkräfte (Siddhis). Wenn die Verfasser der Yoga-Texte diese übernatürlichen
Kräfte in Aussicht stellen, so darf man nicht vergessen, daß
es sich um Männer handelt, die ihre Aufgabe, das schließliche Erreichen
des höchsten Zieles zu fördern, sehr ernst nahmen; eine bewußte Täuschung
ist sicherlich nicht von ihnen beabsichtigt gewesen. Sie haben eben
einfach die Ueberzeugung des Yogins zum Ausdruck gebracht, die sich
durch Suggestion im hypnotischen Zustand im Besitz solcher Kräfte
befunden zu haben glaubten. Diese angeblichen wunderbaren Kräfte sind
ja zum Teil dieselben, welche unsere Somnambulen zu besitzen meinen (1).*
— Ich neige zu der Ansicht: Es ist nach der Fülle wohlverbürgter Tatsachen
und schon nach dem gegenwärtigen Stande unserer Kenntnis des Somnambulismus
mehr als wahrscheinlich, daß die Somnambulen die so
„wunderbar" scheinenden Fähigkeiten wirklich besitzen und daß im
Somnambulismus menschliche Kräfte und Fähigkeiten einer neuen Ordnung
frei werden, deren Gesetze wir erst vielleicht zum geringsten Teile kennen.
Trotzdem sind diese Kräfte weder „übernatürlich" noch „wunderbar",
denn die Natur duldet keine Wunder. Können wir uns vermessen, die
ganze Natur ausgemessen zu haben und zu kennen? Die nächste Zukunft
vielleicht schon mag uns die Gesetze der Kräfte dieser „neuen"
Ordnung bringen. Dann haben wir eben ein Naturgesetz" mehr.

Eine dieser Wunderkräfte, welche dem Yoga-Beflissenen in Aussicht
gestellt werden, ist die „sinnliche Wahrnehmung der Vorgänge im Innern
anderer Menschen", die „Kenntnis der Gedanken anderer". In wie früher
Zeit den Indern diese Fähigkeiten bekannt sein mußten, erhellt aus dem
Alter der Yogasutras, deren Abfassung durch den indischen Weisen
Patanjali, nach Garbe ins IL Jahrhundert v. Chr. fällt. Nicht uninteressant
ist der Kommentar*) des Bhojaraja zu diesen Sutras, der III, 19 sagt:
„Wenn ein Yogi Sanyama (eine Yoga-Uebung) ausgeführt hat, erlangt
er Kenntnis der Gedanken eines anderen Menschen, das heißt, daß das
Denk„organ" (nicht Gehirn) des einen, in dasjenige des andern eintretend
, dessen gesamte Äußerungen, ob es jetzt in Tätigkeit ist oder
nicht, kennt r. (Der Theorie nach nimmt das Denkorgan die Form desjenigen
Gegenstandes an, welchen es denkt, und so wird das Denkprinzip
(mind) des Yogin, der Sanyama übt, selbst zu demjenigen an
das er denkt, und er erkennt auf diese Weise.)" Ganz seltsam mutet uns
eine solche Ansicht der Dinge an. Ist sie richtig? Wer wollte sie beweisen
? Wer sie widerlegen?

*) Siehe: The Yoga Aphorisms of Patanjali, with the commentary of
Bhoja Raja and an English Translation by Räjendraläia Mitra, LL. D., C. ]. E.;
Calcutta, 1883. (BibL ind.)

Zentralblatt für Okkultismus. Jhr£. III. 3


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1909/0040