Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
3.1909/10
Seite: 78
(PDF, 134 MB)
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„Ich bemerkte", sagt er, „in dem gleichförmigen Benehmen, das
Natur und Instinkt den lebendig gebärenden Tieren bei der Entbindung
ein ganz verschiedenes Verfahren von demjenigen diktieren, das Klügelei
oder Vernunft dem Menschen in ähnlichen Fällen anraten. Der Unterschied
besteht darin, daß die Tiere nach der Entbindung den Fötus von
der Nachgeburt trennen, indem sie die Nabelschnur zerbeißen und, indem
sie die Endstücke dieser Schnur lecken, aus ibr nod) Blut vorlocken. Die Trau
hingegen, aus Turcbt vor dem Blutsturz, bringt sogleid) auf der Schnur einen Uer-
band an!"

„In der Tat, die Portion Blutes, die in den drei Gefäßen, aus denen
die Nabelschnur zusammengesetzt ist, durch das Verbinden derselben
zurückbleibt, kann mit den übrigen nicht in Zirkulation treten. Es
bleibt in einer Art Stagnation. Notwendig muß eine Verderbnis dieser
Flüssigkeit daraus folgen, das Miasma entwickelt sich aus dieser Entartung
, wird von der Masse des Geblüts allmählich eingesogen und Stoff
einer Gärung, die, wenn sie einen gewissen Grad der Reife erhalten hat,
endlich früher oder später, je nach den Dispositionen der Person, mit
einer inflammatorischen Krise besonders über die Transpirationsorgane
enden und die Krankheit konstituieren, von der ich rede. Ihr eigentümlicher
Charakter, sich nicht zum zweitenmal nach Entbindung ihres
Stoffes in demselben Individum zu äußern, würde diese Theorie noch
mehr bestätigen."

Über den Wert der Theorie könnte wohl eigentlich nur sorgfältig
beobachtete und vielfach angestellte Erfahrung entscheiden. Mesmer erzählt
in seinem Brief an Baudin, daß er wirklich schon während seines
Aufenthaltes in Wien einen der dortigen ersten Arzte ersucht habe, in
der dortigen Acconchieranstalt Versuche zu machen, um diese Mutmaßung
zu prüfen. Aber jener Arzt, vielleicht zu schwach, alter Meinung
und Gewohnheit den Krieg zu machen, konnte sich zu solchem Experiment
nicht entschließen.

Mesmer stellte es endlich selbst zu Paris an. Sein Verfahren
beschreibt er folgendermaßen:

„Sobald das Kind geboren war, erwartete ich geduldig die Ablösung
der Nachgeburt und setzte dann das Kind in ein laues Bad« Als ich
mich nach 3 bis 4 Minuten überzeugt hatte, daß der Pulsschlag in den
Arterien der Schnur aufgehört, zerschnitt ich sie aus Vorsicht drei Finger
weit vom Nabel, drehte nun das Kind nach allen Richtungen im Wasser
um und ließ das Blut frei ausfließen. Die Quantität des Blutes schien
nicht mehr als einen Löffel voll zu betragen. Um die Öffnung frei zu
erhalten und das Ergießen aller Flüssigkeit zu erleichtern, schnitt ich
nach und nach das Übrige der Schnur ab und wiederholte die Bäder
mehrere Tage hintereinander."

Nach dieser Methode hatte Mesmer, als er an Baudin seine Öffentliche
Zuschrift richtete, drei Kinder behandelt und sie nachher überall


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